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Mentor*innen – Lehrer*innen zwischen Theorie und Praxis?
Klappentext
Diese Ausgabe des schulhefts widmet sich der zentralen Rolle jener Lehrer*innen, die Studierende in den Praxisphasen des Lehramtsstudiums betreuen und begleiten. Es stehen Fragen zum Zusammenhang von Wissen und Handeln bei Mentor*innen im Zentrum. Weiters wird gefragt, was es braucht, um den Aufgaben eines*einer Mentors*Mentorin gerecht zu werden, inwieweit eine Entwicklung von der Praxislehrperson über die Betreuungslehrer*innen hin zu Mentor*innen zu beobachten ist und ob es innerhalb der Ausbildung zu einer Art Übertragung und Gegenübertragung in der Interaktion mit den Vortragenden kommt. Diese und noch mehr Fragen werden in dem vorliegenden Band aus den verschiedenen Perspektiven von Personen, die in das Themenfeld involviert sind, beleuchtet.
Inhalt
Vorwort
Theoretischer Hintergrund
Ilse Schrittesser
Mentor*innen als Partner der Universität in ihren Ausbildungsbemühungen
Elisabeth Haas, Christian Kraler
Mentoring in der Lehramtsausbildung
Isolde Malmberg
Antinomien des Mentoring
Zum Rollenbild von Mentor*innen
Barbara Holy-Kiermayr
Zur Mentor*innen-Rolle in einem sich verändernden Beratungsfeld
Angela Gastager, Jean-Luc Patry
Der Pädagogische Takt bei Mentor*innen und ihren Lehramtsstudierenden in den schulpraktischen Studien
Tina Laszewski
Erwartungen an Praxislehrpersonen bezüglich ihrer Rolle im Schulpraktikum aus der Sicht von Bildungsexpert*innen
Praxisberichte aus Pädagogischen Hochschulen und Universitäten
Susanne Roßnagl, Elisabeth Stipsits
Systemische Betrachtung der Mentor*innenfunktion
Michael Himmelsbach, Sonja Lenz, Barbara Wimmer, Manuela Gamsjäger
Mentor*innen als Lehrerbildner*innen
Johannes Dammerer
Anforderungen an Mentor*innen bei der Begleitung von beginnenden Lehrpersonen
Christian Schroll
Mentor*innen gehen in Führung. Herausforderungen des Führungshandelns im Prozess des Mentorings
Karoline Sturm
Förderliche und hinderliche Faktoren für Professionalisierungsprozesse in der Mentor*innenausbildung
Grit Oelschlegel und Elisabeth Sattler
EduArtMusic – Unterwegs zu einer kunstgemäßen Mentor*innen-Qualifizierung
Eveline Christof und Julia Köhler
„Ins kalte Wasser geworfen“? oder „Das Fenster in die „echte
Welt“ – Zur Perspektive von Studierenden auf die Betreuung durch Mentor*innen im Rahmen ihrer Schulpraktika
Autor*innenverzeichnis
Vorwort
Was Mentoring von anderen Beratungsformen (z.B. Coaching, Supervision) unterscheidet, ist das Ziel, alle involvierten Personen (Mentor*in und Mentee) in ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen (vgl. Finn 1993). Dieser These folgend begeben sich Lehrer*innen in ihrem Werdegang zur*zum Mentor*in eine persönliche und professionelle Reflexionsschleife, die der eigenen (Weiter-)Entwicklung dient. Ziel ist, auf reflektierte Art und Weise das eigene berufspraktische Wissen zur Verfügung zu stellen, den zukünftigen Kolleg*innen Kooperation und Kollegialität vorzuleben und sich auf neue Wege in der Gestaltung des eigenen Unterrichts einzulassen. Professionelle Mentor*innen sind in der Lage, über ihre Vorbildfunktion als Modell-Lehrer*in das eigene unterrichtliche Handeln zu analysieren und Inhalte zu reflektieren. Professionelle Mentor*innen sind ebenfalls in der Lage, den Mentoring-Prozess an sich und seine Erfolge bzw. Nicht-Erfolge zu erkennen, zu reflektieren und ggf. Änderungen vorzunehmen (vgl. Fischer/van Andel 2002; Fischer 2008).
Diese Ausgabe des schulhefts widmet sich Fragestellungen u.a. zum Theorie-Praxis-Verhältnis in der Lehrer*innenbildung. Wie hängen Wissen und Handeln, berufsbezogene Überzeugungen und Vorurteile im Kontext subjektiver Theorien bei Mentor*innen zusammen? Wie gehen die jeweiligen Ausbildungsstätten (Universität/Hochschule und Schule) mit gegenseitigen Vorurteilen um? Wie kommt es zur Rollenübernahme von Lehrer*in zu Mentor*in? Was braucht es, um Mentor*in zu werden? Durch die Umstrukturierung der Curricula in der Lehrer*innenausbildung kommen auf die Mentor*innen neue Aufgaben zu. Inwieweit ist eine Entwicklung von Praxislehrpersonen über die Betreuungslehrer*innen hin zu Mentor*innen zu beobachten? Kommt es innerhalb der Ausbildung zur*zum Mentor*in zu einer Art Übertragung und Gegenübertragung in der Interaktion mit den Vortragenden?
Die obenstehenden Fragen werden aus den verschiedenen Perspektiven zu beleuchtet sein. Es sollen Studierende, Lehrer*innen in Ausbildung zur Mentor*in, Lehrende in der Mentor*innenausbildung und Personen zu Wort kommen, die direkt oder indirekt in das Themenfeld involviert sind.
Die Themenschwerpunkte des vorliegenden Bandes sind in drei Bereiche gegliedert – theoretischer Hintergrund, das Rollenbild von Mentor*innen, Praxisberichte aus österreichischen Pädagogischen Hochschulen und Universitäten.
Im ersten Artikel dieses schulhefts gibt Ilse Schrittesser einen Überblick über die Geschichte der universitären Mentor*innenausbildung der letzten vierzehn Jahre und hebt dabei die Bedeutung der Verantwortung der Mentor*innen im Professionalisierungsprozess der Studierenden hervor. Der Lehrgang wurde mit dem Ziel entwickelt,
Mentor*innen zu ermöglichen, sich in ihrer Rolle als Lehrerbildner*innen zu stärken (und sich auch als solche wahrzunehmen) und im Zuge dessen auch jene Kompetenzen zu erwerben, die für eine produktive Gestaltung der Schnittstelle zwischen Ausbildung und Schulpraxis erforderlich sind.
Der Beitrag von Elisabeth Haas und Christian Kraler beschäftigt sich mit Mentoring im Kontext von Lehramtsausbildungen. Dazu werden Ergebnisse einer qualitativ-rekonstruktiven Studie zu Gelingensbedingungen schulpraktischer Mentoring-Prozesse, in welcher Mentor*innen und Studierende nach ihren Erfahrungen im Bereich schulpraktischen Mentorings in der Lehramtsausbildung befragt werden, untersucht. Die Befunde liefern konkrete Hinweise sowohl für die Gestaltung von Curricula der Lehramtsausbildung als auch jener von Mentor*innen-Lehrgängen.
Isolde Malmberg nimmt in ihrem Beitrag Spannungsfelder im Mentoring in den Blick. Dazu greift sie den gegenwärtigen Diskurs über Antinomien im Lehrer*innenhandeln aus theoretischer Perspektive auf, wendet diese auf den Prozess des Mentoring an und stellt dar, wie mit ihnen umgegangen werden kann. Interviewpassagen mit Mentor*innen aus einer aktuellen Studie der Autorin geben zusätzlich aufschlussreiche Einblicke in die Praxis.
Barbara Holy-Kiermayr betrachtet die Rolle von Mentor*innen in einem sich verändernden Berufsfeld aus einer systemischen Perspektive. Sie ist selbst als Mentorin und Lehrerin tätig und differenziert zunächst Begriffe wie Coaching, Supervision, Mentoring, dann beleuchtet sie Rolle und Funktion von Mentor*innen ebenso wie die Spannungsfelder in diesem Bereich und nimmt Bezug auf die Veränderungen im Berufsfeld. Im Ausblick deckt die Autorin zahlreiche Fragen auf, die sich aus systemischer Sicht nun an alle an der Ausbildung beteiligten Institutionen stellen.
Der Beitrag von Angela Gastager und Jean-Luc Patry geht von der These aus, dass Mentor*innen in den schulpraktischen Studien die Rolle übernehmen, für Studierende eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu bilden, indem sie wissenschaftliche Theorien für die Studierenden quasi „übersetzen“ und ihnen ermöglichen, diese mit ihren Praxiserfahrungen zu verbinden. Bei diesem Theorie-Praxis-Transfer treten immer wieder Probleme auf, welche die Autorin und der Autor mit dem Konstrukt „pädagogischer Takt“ fassen. Nach der Darstellung eines Modells, welches die einzelnen Teile des Theorie-Praxis-Transfers differenziert, werden Ergebnisse einer Studie, welche die Praxis des pädagogischen Takts bei Mentor*innen und deren Studierenden erhebt und miteinander vergleicht, vorgestellt.
Tina Lazewski beleuchtet die Frage nach den Aufgaben und der Rolle von Mentor*innen aus der Sicht von Bildungsexpert*innen. Dazu werden drei Expert*innen aus dem Fachbereich der Lehrer*innenausbildung mittels Expert*inneninterview nach ihrer Einschätzung der Kompetenzen befragt, welche Mentor*innen benötigen, um ihre Aufgabe, Studierende im Rahmen ihrer schulpraktischen Studien bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen, professionell ausüben zu können.
Susanne Roßnagl und Elisabeth Stipsits beleuchten in ihrem Beitrag die Funktion von Mentor*innen aus einer systemischen Perspektive, die Mikro-, Meso-, Exo- und Makroebenen berücksichtigt. Es wird eine Fragebogenerhebung von 32 Teilnehmer*innen eines Lehrgangs, der Lehrer*innen zu Mentor*innen ausbilden soll, vorgestellt. Die Autorinnen erheben einerseits, welche Voraussetzungen Lehrer*innen mitbringen sollen, wenn sie Mentor*innen werden wollen, und andererseits, welche Lerngelegenheiten sie im Lehrgang benötigen, um die zukünftige Tätigkeit professionell ausüben zu können. Weiters wurde danach gefragt, welche Unterstützungsformen sich die angehenden Mentor*innen von Seiten der Direktion und der Bildungsdirektion erwarten.
Michael Himmelsbach, Manuela Gamsjäger, Sonja Lenz und Barbara Wimmer gehen in ihrem Beitrag auf die veränderten Bedingungen durch die Pädagog*innenbildung NEU in der Mentor*innenausbildung ein und stellen sich die Frage, wie im Verbund Mitte am Standort Oberösterreich Mentor*innen die Herausforderungen im Zuge der Pädagog*innenbildung NEU bewältigen und sich mit der Rolle als Lehrerbildner*innen identifizieren. Sie kommen u.a. zu dem Schluss, dass sich durch die Pädagog*innenbildung NEU für diese Tätigkeit Veränderungen auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene sowie von historisch gewachsenen Strukturen ergeben.
Johannes Dammerer erarbeitet in seinem Artikel die verschiedenen Anforderungen an Mentor*innen, die entweder in den schulpraktischen Studien während der Ausbildung von Lehramtsstudierenden eingesetzt sind oder im Berufseinstieg beginnende Lehrpersonen begleiten. Der Autor stellt ein gemeinsames Projekt der Akademie für postgraduale Ausbildung St. Petersburg (APPO), der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) und Kulturkontakt Austria (KKA) vor, in dem die Situation von beginnenden Lehrpersonen und die Funktion der Mentor*in untersucht wurde.
Christian Schroll widmet sich anhand eines Beispiels aus dem Mentoring-Lehrgang „Berufseinstieg professionell begleiten“ der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien der Frage nach den Führungsaufgaben von Mentor*innen.
Karoline Sturm setzt sich in ihrem Beitrag mit der Perspektive jener Lehrer*innen auseinander, die an einem Mentoring Lehrgang teilnahmen. Dabei steht die Frage nach den Faktoren im Mittelpunkt, die die Bereitschaft von Lehrpersonen sich im Rahmen der Mentor*innenausbildung auf Professionalisierungsprozesse einzulassen, erhöhen bzw. hemmen. Die Autorin analysiert, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen, die Rollenkonflikte von erfahrenen Lehrer*innen, die durch die Rückkehr auf die „Schulbank“ bzw. an die Universität oder Pädagogische Hochschule hinsichtlich der Reflexion und Neubewertung subjektiver Überzeugungen und verfestigter Handlungsroutinen entstehen können.
Die beiden Autorinnen Grit Oelschlegel und Elisabeth Sattler beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit den besonderen Herausforderungen von Mentor*innen in den künstlerischen Fächern, explizit im Kunstunterricht. Dabei wird das interuniversitäre Projekt EduArtMusic vorgestellt, dessen Ziel es ist, im Rahmen einer Kooperation zwischen der Akademie der bildenden Künste Wien, der Universität für angewandte Kunst Wien und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fach- und berufsfeldspezifische Mentor*innen-Qualifizierungskonzepte für die oben genannten künstlerisch-gestalterischen Unterrichtsfächer auszubilden. Die relationale
Kombination von künstlerisch-ästhetischen und bildungswissenschaftlich-pädagogischen Praxen, so die beiden Autorinnen, braucht es, um Räume für fachspezifische Professionalisierungsprozesse zu eröffnen.
Julia Köhler und Eveline Christof nehmen in ihrem Beitrag die Perspektive der Studierenden und ihre Ansprüche, Anforderungen, Wünsche an das Mentoring bzw. an die Mentor*innen während der Betreuung in ihren schulpraktischen Ausbildungsphasen in den Blick. Dazu wurden Lehramtsstudierende aus Wien (schriftlich, exemplarisch) und aus Innsbruck (exemplarisch mittels Interview) befragt. Die Ergebnisse sollen Hinweise sowohl für die Ausbildung Studierender als auch für jene (neugestaltete) Ausbildung der Mentor*innen liefern.
Wir hoffen, dass wir mit der vorliegenden Publikation Interesse wecken können, das Thema Mentor*innen – Lehrer*innen zwischen Theorie und Praxis? aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln wahrzunehmen und die einzelnen Perspektiven für die Gestaltung der eigenen Praxis fruchtbar zu machen.
Eveline Christof und Julia Köhler
In den Beiträgen werden unterschiedliche Gender-Schreibweisen und Zitationsrichtlinien verwendet. Die Redaktion hat dies den Autor*innen freigestellt.
Autor*innenverzeichnis
Redaktion
Eveline Christof
Julia Köhler
Eveline Christof, Univ.-Prof. Mag.a Dr.in, Professur für Bildungswissenschaften an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Arbeitsbereiche: Professionalisierungsforschung, Schulpädagogik, Allgemeine Didaktik, Lernen und Lehren, ästhetische Bildungsprozesse, Bildung und Macht.
Kontakt: christof@mdw.ac.at
Johannes Dammerer, Mag. Dr. BEd., wissenschaftlicher und lehrender Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, Leitung Masterlehrgang Mentoring, Studium Soziologie sowie Lehramtsprüfung für Sport, Englisch, Religion und Informatik. Arbeits-/Forschungsschwerpunkte: Andragogik, Mentoring, Coaching, Tutoring, Berufseinstieg von beginnenden Lehrpersonen, Lebenslanges Lernen, Berufszufriedenheit, Beliefs.
Kontakt: johannes.dammerer@ph-noe.ac.at
Elisabeth Haas, BEd Mag.a rer.nat. PhD, Institutsleiterin für Pädagogisch-Praktische Studien und Praxisforschung an der KPH Edith Stein. Forschungs- und Arbeitsschwerpunkt: Pädagogisch-Praktische Studien, Bildungsgangforschung.
Mentoring. https://www.ph-online.ac.at/kph-es/visitenkarte.show_vcard?pPersonenGruppe=3pPersonenId=2FA78E572F9C4980
Kontakt: elisabeth.haas@kph-es.at
Michael Himmelsbach, Dr., Senior Lecturer an der Linz School of Education, Johannes Kepler Universität Linz. Unterrichts- und Forschungsschwerpunkte:
Lehrer*innenaus- und fortbildung, Kompetenzerwerb in schulpraktischen Phasen, Portfolioarbeit; AHS-Lehrer für Mathematik und Physik.
Kontakt: michael.himmelsbach@jku.at
Barbara Holy-Kiermayr, Maga.art, AHS-Lehrerin für Musikerziehung und Französisch, Mentorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien; Koordination des interuniversitären EduArtMusic-Projekts für die mdw der Mentor*innen-Ausbildung für Musiklehrer*innen; Lehrbeauftragte für die fachdidaktische Begleitung der Master-Praxisphase des Musik-Lehramts; ausgebildete Supervisorin und Coach-Arbeit an Wiener Schulen.
Kontakt: holy-kiermayer@mdw.ac.at
Angela Gastager, Mag.a Dr.in phil., Hochschulprofessorin für Erziehungswissenschaft und pädagogische Interaktionsforschung am Institut für Bildungswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Arbeitsbereiche: Lehre in Grundlagen und Grundbegriffe der Pädagogik; Prinzipien und Methoden pädagogischer Forschung; Mixed-Method-Designs und weitere bildungswissenschaftliche Grundlagen; Forschung zu Subjektive Theorien von Pädagoginnen und Pädagogen; professionelle reflexive Kompetenzen in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden.
Kontakt: angela.gastager@phst.at
Manuela Gamsjäger, Dr.in, Soziologin, seit 2013 an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich am Institut für Sekundarstufenpädagogik in Forschung und Lehre tätig, Co-Leitung des Zentrums für Pädagogisch Praktische Studien im Cluster Mitte, Standort Linz. Arbeitsschwerpunkte: Professionalisierung von Lehrpersonen, Schüler*innenpartizipation und Demokratiebildung, Schulentwicklung und Methoden der empirischen Sozialforschung.
Kontakt: manuela.gamsjaeger@ph-ooe.at
Julia Köhler, Mag.a Dr.in, Senior Lecturer am Zentrum für Lehrer/innenbildung, Universität Wien; Lektorin an der Akademie der bildenden Künste,Wien; Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Theaterpädagogik, Kulturelle Bildung.
Kontakt: julia.koehler@univie.ac.at
Christian Kraler, Univ.-Prof. Mag. Dr., Professur für LehrerInnenbildung und Lernforschung am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, Universität Innsbruck. Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: interdisziplinäre und internationale LehrerInnenbildungsforschung, Lern- und Bildungsgangforschung, Struktur und Philosophie formaler Bildungssysteme https://www.uibk.ac.at/ils/mitarbeiter/christian-kraler/
Kontakt: christian.kraler@uibk.ac.at
Tina Laszewski, MA (Master of Arts) Dipl. Päd.; Dissertantin an der Universität Salzburg an der School of Education, DSP-Kolleg Kompetenzforschung in der Lehrer*innenausbildung. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Pädagogisch-Praktische Studien an der Pädagogischen Hochschule Salzburg.
Kontakt: t.laszewski@gmx.net
Sonja Lenz, Mag.a, Senior Lecturer an der Linz School of Education, Johannes Kepler Universität Linz. Unterrichts- und Forschungsschwerpunkte: Lehrer*innenaus- und fortbildung, Umgang mit Heterogenität und Diversität, Schulpraktische Ausbildung; BMHS-Lehrerin.
Kontakt: sonja.lenz@jku.at
Isolde Malmberg, Prof.in Mag.a Dr.in, Lehrstuhlinhaberin für Musikpädagogik und -didaktik an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Mentoring und die Berufseinstiegsphase in Musik, Transkulturelles Musiklernen, Fachdidaktische Entwicklungsforschung (Design-Based Research).
Kontakt: malmberg@uni-potsdam.de
Grit Oelschlegel, Erstes und Zweites Staatsexamen (dt. Recht), Kunstund Kulturpädagogin, koordiniert das Projekt EduArtMusic (www.akbild.ac.at/Portal/institute/kunstlerisches-lehramt/eduartmusic) am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der bildenden Künste Wien. Gemeinsam mit Kolleg*innen arbeitet sie an der Konzipierung und Gestaltung von fachgemäßen Mentoringformaten für die künstlerisch-gestalterischen Unterrichtsfächer. Vielfältige Erfahrungen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern als Lehrerin und im Bereich der Lehrer*innen-Bildung leiten ihre beruflichen Interessen und widmen sich aus der Perspektive der ästhetischen Bildungsforschung diversen Aspekten der Vernetzung von Schule und Hochschule.
Kontakt: g.oelschlegel@akbild.ac.at
Jean-Luc Patry, Dr., emeritierter o. Univ.-Prof. am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg. Arbeits- und Forschungsbereiche: Soziale Interaktion (insbesondere Situationsspezifität pädagogischen Handelns); Theorie-Praxis-Transfer; Moral- und Werterziehung (insbesondere Kombination von Moral- und Werterziehung mit Wissenserwerb nach dem Modell Values and Knowledge Education VaKE); sozialwissenschaftliche Wissenschaftstheorie und Methodologie.
Kontakt: jean-luc.patry@sbg.ac.at
Elisabeth Sattler, Univ.-Prof. Mag.a Dr.in, Bildungswissenschaftlerin am Institut für das künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden Künste Wien. Arbeits- und Forschungsbereiche: Kunst- und Kulturpädagogik mit besonderem Schwerpunkt in der Allgemeinen Erziehungswissenschaft u.a. zu Fragen von Lehren und Lernen, Bildung, Professionalisierung, Subjekttheorien. Leiterin des Projekts EduArtMusic (www.akbild.ac.at/Portal/institute/kunstlerisches-lehramt/eduartmusic).
Kontakt: e.sattler@akbild.ac.at
Ilse Schrittesser, Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in, Professorin für Schulforschung und Lehrer*innenbildung und Studienprogrammleiterin Lehrer*innenbildung an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Professionalisierungsforschung, Schul- und Unterrichtsforschung.
Kontakt: ilse.schrittesser@univie.ac.at
Christian Schroll, HS-Prof. Mag. Dr. (FH), Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien, Angermayergasse 1, 1130 Wien. Hochschulprofessur für Pädagogik, Lehrbeauftragter an der Universität Wien, Zentrum für LehrerInnenbildung. Schwerpunkte im Bereich Forschung und Lehre: Emotions- und Bildungsforschung, Schulentwicklung, Leadership, Lehren und Lernen.
Kontakt: christian.schroll@haup.ac.at
Susanne Roßnagl, Mag.a Dr.in, Universitätsassistentin an der Universität Innsbruck – Institut für Erziehungswissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Pädagogische Generationenbeziehungen, Berufseinstieg und Professionalisierung von Lehrkräften, Entwicklung Jugendlicher in Transitionsphasen, Lernen über die Lebensspanne.
Kontakt: susanne.rossnagl@uibk.ac.at
Elisabeth Stipsits, BEd MEd MA PhD, Institut für Ausbildung in Mathematik Sek I, Institut für Fortbildung und Beratung an der Pädagogischen Hochschule Burgenland, Bundeslandkoordinatorin für die Bildungsstandards, Leitung des Hochschulehrganges „Mentoring: Berufseinstieg professionell begleiten“ und des „Masterstudiums Mentoring“.
Kontakt: elisabeth.stipsits@ph-burgenland.at
Karoline Sturm, Lehrerin für Psychologie & Philosophie und Französisch am Ella Lingens Gymnasium in Wien, Mentor*innentätigkeit seit 2016, Teilnahme am Zertifikatskurs Mentoring der Universität Wien im SJ 2018/19.
Kontakt: karoline.sturm@univie.ac.at
Barbara Wimmer, Mag.a, Senior Lecturer an der Linz School of Education, Johannes Kepler Universität Linz. Unterrichts- und Forschungsschwerpunkte: Lehrer*innenaus- und fortbildung, Cooperatives Lernen (COOL), Schulpraktische Ausbildung; BMHS-Lehrerin.
Kontakt: Barbara.Wimmer@jku.at
Bestellen
Studienverlag: Schulheft 180
Grätzl und Gentrifizierung
eine spannungsgeladene Ambivalenz
Klappentext
Die Wiederbelebung des Grätzls muss mit Gentrifizierung zusammen gedacht werden. Grätzl ist auch Ausdruck von Segregations- und Verdrängungsprozessen. Dieses schulheft liefert Beiträge zu den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Hintergründen dieser ambivalenten Entwicklungen und untersucht die Auswirkungen auf die Bildungsinstitutionen.
Inhalt
Editorial
Gentrifizierung
Andrej Holm
Gentrifizierung
Eine Begriffserklärung
Christoph Stoik
Kampf um die Stadt
Gentrifizierung in Wien
Richard Krisch
Jugend(en) im Grätzl
Die Perspektive der sozialräumlichen Jugendarbeit
Susi Schrott
Was bleibt, wenn 30% fehlen?
Politische Teilhabe und Wahlrecht
Zur Mietensituation in Wien
Justin Kadi, Mara Verlič
Gentrifizierung im Wiener Altbaubestand
Mieterschutz und SPÖ – Von der Reform zur Kapitulation
Otto Bauer im Jahr 1928
Beispiele
Brigitta Maczek
Zur Entwicklung des Brunnenviertels in Wien 16, Ottakring
Ula Schneider, Wolfgang Schneider, Beatrix Zobl
Kunst und Gentrifzierung?
Das Beispiel SOHO in Ottakring
Steffen Jörg und Tina Röthig
Recht auf Stadt!
Der Konflikt um die ESSO-Häuser in St. Pauli und die Rolle der Gemeinwesenarbeit
Bildungsgrätzl
Michael Sertl
Pädagogische Gentrifizierung
Ein Versuch zur Begriffsbildung
Gudrun Müller
Bildungsgrätzl
Der Wiener Weg zu einem stadtteilbezogenen Bildungsmanagement
Gabi Lener und Susi Schrott
Das Bildungsgrätzl LeoMitte
… ein Seiltanzakt zwischen Vision und (Struktur)beton ….
Susi Schrott
Peripherie in der Stadt – ein Grätzl im Zweiten
Die Entstehung und Entwicklung des Volkertviertels
Thekla Zechner
Die Gleimstraße in Berlin – Soziale Barriere zwischen zwei Stadtquartieren
Rezension
Michael Sertl
Können sie nicht oder wollen sie nicht?
Zur Beteiligung marginalisierter Eltern in Schulpartnerschaft und Elternbildung
Anmerkungen zum neuen Buch von Gertrud Nagy
Autor*innenverzeichnis
Editorial
Das (Wiener) Grätzl – so wie der Berliner Kiez – stellt, sozialwissenschaftlich betrachtet, eine „‚gefühlte‘ sozialräumliche, alltagsweltliche Kategorie“ dar (vgl. den aufschlussreichen Wikipedia-Eintrag „Grätzl“). Man könnte vom Dorf in der Stadt sprechen. Diese romantisierende Vorstellung von den funktionierenden Nachbarschaftsbeziehungen ist spätestens in den 1990er Jahren auch in der Sozial- und Bildungspolitik angekommen, als Hillary Clinton ihr Buch „It takes a village …“ (to raise a child) herausgebracht hat. Diese in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung etwas antiquiert wirkende Aufforderung ist inzwischen auch von der Wiener Schulpolitik aufgegriffen worden, die die neu geschaffenen ‚Bildungsgrätzl‘ genau so begründet: It takes a Grätzl to raise a child (http://www.wiener-bildung.at/it-takes-graetzl-raise-child). Aus soziologisch-kritischer Sicht ist die Konjunktur des Grätzls ein Indiz für stattgefundene Gentrifizierung. Grätzl steht für Authentizität, Originalität, für die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrem Viertel. De facto ist da nichts mehr ‚original, authentisch‘. Es sind neue Gruppen eingezogen: gehobenere Schichten (Student*innen, bildungsaffin usw.) auf der einen Seite und Migrant*innen auf der anderen. Und was auf den ersten Blick wie Durchmischung ausschaut, stellt sich bei genauerer Betrachtung als kulturelle Hegemonie der einen Gruppierung heraus.
Konkret in Wien steht die Wiederbelebung der Grätzl-Idee für die ‚sanfte‘ Altstadtrenovierung bzw. für die ‚soziale Abfederung‘ einer primär renditegetriebenen Stadterneuerung. Schon in den 1970er Jahren wurden städtische ‚Gebietsbetreuungen‘ in jenen (von der Bausubstanz her) desolaten Vierteln installiert, in denen die Gefahr bestand, dass spekulative Abrisse und Verdrängung der traditionellen Bewohner*innen zu extremen sozialen Verwerfungen führen. Gerade diese desolaten Wohngebiete (z.B. entlang des Wiener Gürtels) sind auch jene Grätzl, in denen sich die ersten ‚Gastarbeiter‘ angesiedelt haben … und die heute Gefahr laufen, als ‚soziale Brennpunkte‘ stigmatisiert zu werden.
Die Wiederbelebung des Grätzls steht also ganz klar in einem Zusammenhang mit sozialräumlicher Segregation. So kann auch die mit der Revitalisierung einhergehende ‚Gentrifizierung‘ und ‚Boboisierung‘ der alten Viertel als Segregation gelesen werden, auch wenn sie auf den ersten Blick das Gegenteil darstellt: Die Grätzl leben ja von der Durchmischung; auf der einen Seite Student*innen und ‚altbauaffine‘ mittelständische Schichten, auf der anderen die (migrantische) Bevölkerung, die auf ein billiges Wohnangebot angewiesen ist. Aber ein Beobachter z.B. der aus dem Boden sprießenden Grätzl-Gärten und ihrer Nutzer*innen wird ein ziemlich homogenes mittelschichtiges Milieu ausmachen. Die migrantischen Bürger*innen glänzen durch Abwesenheit.
Dem Grätzl steht die schon oben genannte Diagnose von den sozialen Brennpunkten bzw. sozialen Brennpunktschulen gegenüber. ‚Grätzlpolitik‘ ist also einerseits ein Symptom von (zunehmender?) sozialräumlicher Segregation und stellt andererseits den Versuch dar ihr entgegenzuwirken. Diese spannungsgeladene Ambivalenz haben wir versucht in diesem Schulheft einzufangen, einschließlich der daran geknüpften bildungspolitischen und pädagogischen Fragestellungen.
Im ersten Teil „Gentrifizierung“ liefern wir Beiträge, die die stadtgeographischen, soziologischen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründe bzw. Folgewirkungen darstellen. In seinem Grundsatzartikel „Gentrifizierung – eine Begriffsklärung“ gibt Andrej Holm einen Überblick über den internationalen Diskussionsstand. Er stellt eine erstaunliche Konjunktur des ursprünglich stadtgeographischen Begriffs fest, der zunehmend in den politischen Diskurs eingewandert ist. Das Material für seine Untersuchungen liefern ihm die Entwicklungen in Berlin.
Im folgenden Artikel geht Christoph Stoik der Gentrifizierung in Wien nach und stellt sie als „Kampf um die Stadt“ dar. Er weist auf die zunehmende Segregation hin und exemplifiziert diese an diversen „Kampfarenen“ wie z.B. der Wohnungspolitik, der Vertreibung der Sexarbeiter*innen oder von armutsbetroffenen Menschen.
Richard Krisch arbeitet in seinem Artikel „Jugend(en) im Grätzl“ die identitätsstiftende Rolle des öffentlichen Raums für Jugendliche heraus. Erwachsene definieren Raum nach jeweiliger Funktionalität. Für Jugendliche ist der öffentliche Raum Entwicklungsraum, sozialer Interaktionsraum, Ort des Ausprobierens, des Grenzen Erfahrens, ... Es wird beschrieben, wie sich jugendliche Raumaneignung entwickelt und wie wichtig die Ermöglichung, die Anerkennung und Sichtbarkeit von jugendkultureller Teilhabe ist.
Gerade angesichts dieser identitätsstiftenden Bedeutung des „Öffentlichen“ für Jugendliche muss der demokratiepolitische Skandal, auf den Susi Schrott mit ihrem Artikel „Was bleibt, wenn 30 Prozent fehlen? Politische Teilhabe und Wahlrecht“ hinweist, besonders beunruhigen. 30 Prozent der Wiener Bevölkerung im wahlfähigen Alter sind nicht wahlberechtigt! Der Artikel beschreibt die Gefahren einer defizitären Demokratie, weist auf die möglichen Auswirkungen dieser Ausschlusserfahrungen hin und zeigt mögliche Wege auf, diesem demokratiepolitischen Problem zu begegnen.
Im folgenden Block „Zur Mietensituation in Wien“ geben Justin Kadi und Mara Verlič einen Einblick in Entwicklung und Bedeutung der „Gentrifizierung im Wiener Altbaubestand“. Der Wiener Wohnungsmarkt unterscheidet sich in seiner Struktur stark von vielen anderen Großstädten, da durch die Errungenschaften des „Roten Wien“ (1919–1934) ein bedeutender Teil des Wohnungswesens unter kommunaler Kontrolle steht. Im Zuge der neoliberalen Wende kommt es, auch in Wien, zu den international beobachteten Phänomenen: „Schließung der Ertragslücke“ (= Verteuerung des Angebots) und Verdrängung bzw. Segregation. Welche Rolle dabei die sozialdemokratische Partei (die seit 1945 wieder die politischen Geschicke der Stadt leitet) spielt und, im Kontrast dazu, wie Otto Bauer die Situation im Jahr 1928 eingeschätzt hat, haben wir einem Artikel von Josef Iraschko entnommen.
Die folgenden „Beispiele“ für Grätzlentwicklungen stammen aus Wien und Hamburg. Brigitta Maczek skizziert in ihrem Artikel „Zur Entwicklung des Brunnenviertels in Wien 16, Ottakring“ eindrücklich die Stationen der Aufwertung und die zivilgesellschaftlichen Notwendigkeiten von Widerstand und Mitgestaltung, Engagement vor Ort und der politischen Verantwortung.
Ula Schneider, Wolfgang Schneider und Beatrix Zobl schildern in ihrem kurzen Essay „Gentrifizierung und Kunst?“ die Entwicklung der Künstler*innen-Initiative SOHO in Ottakring und ergänzen so die Darstellung von Maczek. Natürlich gerät Kunst als Mittelschichtinstitution leicht in Verdacht, zur Gentrifizierung beizutragen bzw. entsprechend instrumentalisiert zu werden.
Steffen Jörg liefert eine sehr genaue Studie aus der Anfangszeit der „Recht auf Stadt-Bewegung“ in Hamburg. Am Beispiel der Auseinandersetzungen um die ESSO-Häuser in St. Pauli schildert er den partizipativen Aufbruch, der mit der Gründung von Mieterinitiativen u.ä. möglich geworden ist, und die beeindruckenden Erfolge, die diese Bewegungen erreicht haben, auch wenn das große Ziel – die Erhaltung bzw. Renovierung der Häuser – verfehlt wurde. Sein spezifischer Fokus ist dabei die Rolle der Gemeinwesenarbeit, ohne die diese Bewegungen nicht möglich gewesen wären.
Im zweiten Teil „Bildungsgrätzl“ liefern wir Beiträge, die einerseits den Zusammenhang zwischen Gentrifizierung und Schule beleuchten, andererseits wird das (Wiener) Konzept der „Bildungsgrätzl“ einer genaueren Prüfung unterzogen. Michael Sertl untersucht in seinem Essay zur „pädagogischen Gentrifizierung“, ob eine solche Begriffsbildung einen Gewinn für wissenschaftliche und bildungspolitische Debatte bringt. Angeregt zu diesen Überlegungen hat ihn die Geschichte der Berliner Refik Veseli-Schule, die eine beeindruckende Entwicklung von der „sozialen Brennpunktschule“ zur Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe (in kürzester Zeit) hingelegt hat. Er stellt allerdings die Frage, ob diese von ihm mit pädagogischer Gentrifizierung erklärte Entwicklung tatsächlich den traditionell benachteiligten Gruppen zugutekommt. Haben solche pädagogischen Gentrifizierungsprozesse sozusagen einen „Kollateralnutzen“? Kommen sie wirklich allen zugute?
Gudrun Müller stellt in ihrem Artikel „Bildungsgrätzl. Der Wiener Weg zu einem stadtteilbezogenen Bildungsmanagement“ das von Stadtrat und Bildungsdirektion erarbeitete Konzept vor. Im folgenden Beitrag von Gabi Lener und Susi Schrott „Das Bildungsgrätzl LeoMitte – ein Seiltanzakt zwischen Vision und (Struktur)beton“ wird dieses Konzept auf den Prüfstand gestellt. In ihrer genauen und materialreichen Dokumentation eines Bildungsgrätzls in Wien Leopoldstadt gehen sie Punkt für Punkt die Ansprüche und ihre Verwirklichungsmöglichkeiten durch: Wie ist das mit der sozialen Gerechtigkeit, wie steht es um die deklarierte Mehrsprachigkeit, um die Inklusion? Kommt es zur Verbesserung der Grundkompetenzen, zu mehr Empowerment, wie steht’s mit der Offenheit?
Den historischen und stadtsoziologischen Hintergrund für dieses Wiener Avantgarde-Bildungsgrätzl zeichnet Susi Schrott in ihrem Portrait des Volkertviertels „Peripherie in der Stadt“. Die Spurensuche führt vom Donau-Schwemmgebiet über ein bürgerliches Wohnviertel zum sozial und wirtschaftlich stark durchmischten Bahnhofsviertel bis zum proletarischen Zuwanderungsviertel. Die sozialen Dynamiken im engen Zusammenleben und die Randlage dieses Viertels bilden signifikante Merkmale seiner Charakteristik und Funktionalität. Dieser Stadtteil war und ist, bedingt durch Lage und Funktion, sowohl ein Ort des Ankommens als auch des Wegzuges. Heute wird das Volkertviertel wiederentdeckt, und aktuelle urbane Modernisierungs- und Aufwertungsprozesse sind erkennbar. Und doch bleibt es eine in Belebung befindliche Peripherie in der Stadt.
Zuletzt kehren wir wieder nach Berlin zurück. Thekla Zechner schildert in ihrem Beitrag „Die Gleimstraße in Berlin – Soziale Barriere zwischen zwei Stadtquartieren“, wie zwei aneinandergrenzende Stadtviertel ganz unterschiedlichen Dynamiken ausgesetzt sind. Sie bewegen sich de facto auseinander. Was früher durch die Mauer getrennt war, ist jetzt als soziale Barriere spürbar. Diese segregierende Dynamik hat auch ihre Wirkung auf die Schullandschaft. Dem versucht eine Bürger*inneninitiative entgegenzutreten, die erreicht hat, dass eine schon vom Abbruch bedrohte Sekundarschule wieder reaktiviert wird.
Anmerkungen zum neuen Buch von Gertrud Nagy „Können sie nicht oder wollen sie nicht? Zur Beteiligung marginalisierter Eltern in Schulpartnerschaft und Elternbildung“ beenden dieses Heft.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!
Barbara Falkinger, Gabi Lener, Susi Schrott, Michael Sertl
In den Beiträgen werden unterschiedliche Gender-Schreibweisen und Zitationsrichtlinien verwendet. Die Redaktion hat dies den Autor*innen freigestellt.
Autor*innenverzeichnis
Redaktion
Barbara Falkinger
Gabi Lener
Susi Schrott
Michael Sertl
Barbara Falkinger, NMS-Direktorin in Wien, Mitherausgeberin der schulhefte.
Andrej Holm, Sozialwissenschaftler am Arbeitsbereich Stadt- und Regionalsoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin; Forschungsschwerpunkte: Wohnungsversorgung, Wohnungspolitik und Stadterneuerung.
Josef Iraschko, Mietrechtsexperte und Mieter*innenberater, Bezirkspolitiker und Grätzlaktivist, Wien.
Steffen Jörg, stadtpolitischer Aktivist, arbeitet bei der Gemeinwesenarbeit St. Pauli (GWA), Mitbegründer des Netzwerkes „Recht auf Stadt“, Dokumentarfilmemacher über Gentrifizierung, St Pauli, Hamburg.
Justin Kadi, Stadtforscher, forscht und lehrt am Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik an der Technischen Universität Wien zu den Themen Gentrification, Wohnungspolitik und städtische soziale Ungleichheit.
Richard Krisch, Soziologe und Sozialpädagoge, Pädagogische Grundlagenarbeit im Verein Wiener Jugendzentren; Lektor FH Campus Wien, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Gabi Lener, Schulleiterin im Bildungsgrätzl LeoMitte, Bildungsaktivistin und Mitherausgeberin der schulhefte.
Brigitta Maczek, Studium der Architektur, künstlerische Tätigkeit mit den Schwerpunkten Architektur, Stadterneuerung, Stadtplanung, öffentlicher Raum, Autorin von Essays, u. a.
Gudrun Müller, Landschaftsplanerin; viele Jahre in der Stadtteilarbeit in Wien Favoriten mit den Schwerpunkten BürgerInnenbeteiligung und Begleitung von BewohnerInnen Initiativen tätig. Seit September 2019 ist sie für die Umsetzung der Bildungsgrätzl-Strategie der Stadt Wien verantwortlich.
Christina Röthig, war Mitarbeiterin bei der GWA St. Pauli, stadtpolitische Aktivistin und Organisiererin, Mitbegründerin der PlanBude.
Ula Schneider, lebt in Wien. Studium der Kunstgeschichte, Universität Wien. Künstlerische Tätigkeit im Bereich Malerei, Objektkunst (Metall) und Installation. 1999 Gründung und Durchführung des Kunstfestivals und Stadtteilprojekts SOHO in Ottakring, Wien. Seit 2016 im Auftrag der Stadt Wien im Team von „Kreative Räume Wien – Service für Leerstandaktivierung und Zwischennutzung“, seit 2019 Präsidentin des Trägervereins der Kunstschule Wien.
Wolfgang Schneider, Künstler und Autor, lebt in Wien. Kochlehre in Salzburg, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. Arbeitet mit Fotografie, Zeichnung, Video und Text.
Susi Schrott, Leiterin Jugendtreff J.at am Volkertmarkt, Verein Wiener Jugendzentren, Mediatorin, Mitgründerin Bildungsgrätzl LeoMitte.
Michael Sertl, ehemaliger Hauptschullehrer; Soziologe, Prof. an der PH Wien (i. R.), Mitherausgeber der schulhefte.
Christoph Stoik, Lehre und Forschung für Soziale Arbeit am FH Campus Wien, Masterstudienlehrgang für Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit, Wien Lehre und Forschung.
Mara Verlič, Stadtsoziologin, arbeitet zu Themen wie sozialer Ungleichheit in Städten, Gentrifizierung, sozialer Wohnversorgung und Partizipation und ist Referentin für Kommunalpolitik und Wohnen bei der Arbeiterkammer Wien.
Thekla Zechner, studierte Raumplanung in Wien und Zürich. Nach mehreren Berufsjahren bei der Gebietsbetreuung, Stadterneuerung in Wien ist sie seit 2018 als Stadtplanerin in Berlin tätig.
Beatrix Zobl, Künstlerin, lebt in Wien und arbeitet in den Medien Fotografie, den damit verbundenen Drucktechniken, Installation, Text und Video. Studium der Kunstgeschichte, Schwerpunkt Museumsund Ausstellungskonzeption. Sujets und Inszenierungen bewegen sich zwischen Dokumentation und Performance, das Hauptinteresse gilt dem Verhältnis Individuum und Gesellschaft.
Studienverlag: Schulheft 179
Unser Haus brennt
Schule und Gesellschaft in der Klimakrise
Klappentext
Das erste schulheft zur Klimathematik widmet sich den Bewegungen, die seit Herbst 2018 auch in Österreich für Klima-Aktivismus stehen. Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der Klimakrise werden beleuchtet und es wird beispielhaft vorgestellt, welche Initiativen im Rahmen der Schule gesetzt werden können.
Inhalt
Editorial
BEWEGUNGEN
Monika Spiekermann, Lorenz Unterberger
Eine Bewegung breitet sich aus
Wie Fridays for Future zuerst nach Österreich und von dort nach Litauen kam
Fridays For Future (FFF)
Teachers for Future (TFF)
Parents for Future (PFF)
Workers for Future (WFF)
System Change, not Climate Change!
Extinction Rebellion (XR)
Ende Gelände
HINTERGRÜNDE
Mathias Krams, Ulrich Brand
Die Klimakrise: Ursachen, Handlungsansätze und Kritik
Philipp Chmel
Der Elefant im Raum
Kapitalismus und Klimakrise
Alexander Winkler
Die Privatisierung der Klimakrise
Wer nachhaltigen Konsum will, muss sich Gedanken über die Produktion machen
Interview mit Martha Krumpeck von Extinction Rebellion
Ilana Krause, Florian Teller
Klimawandelleugnung und Heimatschutz
Über den Umgang der (extremen) Rechten mit der Klimakrise
Judith Goetz
Von „Klima-Deppen“ bis „Zöpferl-Diktatur“
Klimawandelleugnung und rechtsextreme Angriffe auf Greta Thunberg in Österreich
Vera Besse, Tanja Kotik
Globale Produkte – globale Probleme
Globale Güterketten, Klimakrise und die Rolle der Schule
SCHULE
Marietta Steindl, Anna Großman
Die klimabewegte Schule – Lehrer*innen aktiv gegen die Klimakrise
Hannes Hohensinner
Klimanotstand – und was dann?
Werner Wintersteiner
Próxima estación: esperanza
Wie im Kampf gegen die Klima-Krise ein Stück Demokratie entsteht
Nina Radl
Wie gehen Lehrer/-innen mit dem Thema Klimawandel um?
Michaela Hauer, Maria Zögernitz
Klimaschutz und Klimabündnis in der Schule
Rezension
Forum Politische Bildung (Hrsg.): Informationen zur Politischen Bildung Nr. 45: Umwelt – Klima – Politik.
Magdalena Emprechtinger, Heide Tebbich
Das Klima im Unterricht
Medien- und Serviceangebote von BAOBAB – GLOBALES LERNEN
Kurzprofile der Autor*innen
Editorial
Angesichts der eindrucksvollen Demonstrationen und Klimastreiks ab dem Herbst 2018, die eindringlich vor einer Zuspitzung der Klimakrise warnen, war es sozusagen höchste Zeit für die schulhefte, sich diesem Thema zu widmen. Von Beginn an haben wir uns als Teil (und Diskussionsplattform) gesellschaftskritischer Bewegungen verstanden. Mit dieser Nummer legen wir nun unseren Beitrag zur Dokumentation der Klimaschutzbewegungen in Österreich vor. Den letzten einschlägigen Dokumentationsversuch hatten wir übrigens bei der Uni-brennt-Bewegung (SH 139/2011: Uniland ist abgebrannt). Damals war es allerdings sozusagen eine Einschätzung ex post, es ging um die Frage: Was bleibt?
Diesmal ist es anders. Diesmal wollen die schulhefte sozusagen mit dabei sein und einen Beitrag dazu leisten. Denn die Frage, wie wir auf die Klimakrise reagieren, ist keine tagespolitische. Es ist eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen für alles Leben auf dieser Welt. Um diesem Thema gerecht zu werden, galt es zunächst einmal, nach Redakteur*innen zu suchen, die tatsächlich Teil der Bewegung sind, die sozusagen die Innensicht repräsentieren. Darüber hinaus sollte aber auch eine gesellschaftskritisch-theoretische Sicht der Dinge zu Wort kommen.
Die Fragen, die uns dabei bewegten, waren z.B.:
- Wodurch zeichnet sich die aktuelle Bewegung aus? Worin bestehen die Unterschiede verschiedener Gruppierungen, die politischen Aktivismus betreiben? Und was bewegt junge Menschen dazu, in der Klimakrise politisch aktiv zu werden?
- Wie steht es um Konzepte eines „grünen Kapitalismus“, die die soziale Frage und die zunehmende Ungleichverteilung außen vor lassen?
- Wie steht es um das Verhältnis von individueller und gesellschaftlicher Verantwortung?
- Wie kann und soll die Schule in dieser Situation handeln? Mit welchen Konzepten und auf welcher rechtlichen Grundlage können wir als Lehrer*innen auf die Krise reagieren?
Zu diesen Fragen konnten wir grundlegende Beiträge von – oftmalsauch jüngeren – Autor*innen zusammenstellen. In einigen Fällen ist es uns nicht gelungen. Z.B. fehlt ein Artikel, der die Geschichte der Umweltbewegungen nachzeichnet. Man soll ja nicht so tun, als wäre Klimaschutz „mit Greta“ erfunden worden. Gerade in Österreich haben gesellschaftskritische Umweltbewegungen, gemeinsam mit der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung, eine relativ lange und auch erfolgreiche Geschichte. Leider ist ein solcher Artikel nicht zustande gekommen.
Wir beginnen dieses schulheft mit dem Abschnitt BEWEGUNGEN. Zunächst lassen wir zwei „Gründer*innen“ von Fridays for Future zu Wort kommen, die sehr eindrucksvoll vom individuellen Engagement erzählen, das für diese Bewegungen typisch und unerlässlich ist (Spiekermann/Unterberger: Eine Bewegung breitet sich aus. Wie Fridays for Future zuerst nach Österreich und von dort nach Litauen kam).
Im Anschluss folgen sozusagen „Selbstportraits“ von Bewegungen. Um dem vielfältigen Charakter der Klimaschutz-Bewegungen in Österreich ein Gesicht zu geben, haben wir sieben Gruppierungen ausgewählt und sie um eine Beschreibung ihrer Ziele und Arbeitsweisen gebeten. Als Bewegung verstehen wir in diesem Zusammenhang Gruppierungen, die weder den Status einer Partei haben noch als NGO agieren. Den Anfang macht Fridays for Future mit einem Text der 17-jährigen Emilia Wess, gefolgt von drei Allianzen der Fridays, die wir besonders relevant für das Schulheft finden: Teachers, Parents und Workers for Future. Weitere Beiträge stammen von System Change Not Climate Change und Extinction Rebellion. Manche der Artikel werden aus Datenschutzgründen ohne Autorenangabe abgedruckt, sie alle wurden jedoch von Aktivist*innen der Gruppen verfasst und stellen deren originales Selbstverständnis dar.
Darauf folgt ein zweiter Teil, HINTERGRÜNDE, in dem wir Diskussionsbeiträge zur gesellschaftspolitischen Bedeutung gesammelt haben.
Zu Beginn dieses Theorieblocks liefern Mathias Krams und Ulrich Brand in ihrem Artikel „Die Klimakrise: Ursachen, Handlungsansätze und Kritik“ eine umfassende Zusammenschau der aktuellen Diskussion. Aktuell meint in diesem Fall auch eine erste Einschätzung des Regierungsprogramms der türkis-grünen Regierung. Ihre Beurteilung fällt eher kritisch aus.
Philipp Chmel konzentriert sich in seinem Aufsatz „Der Elefant im Raum. Kapitalismus und Klimakrise“ auf den strukturellen Widerspruch zwischen kapitalistischem Wachstumszwang und den Erfordernissen einer Politik, die tatsächlich zur notwendigen Eindämmung der Erderwärmung beiträgt. Sein Zugang ist das Marx’sche Konzept des „metabolischen Bruchs“, also die Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen durch die kapitalistische Nutzung, den er eindrucksvoll am Beispiel der Landwirtschaft exemplifiziert.
Alex Winkler beschreibt in seinem Essay, wie die Fokussierung auf individuelles Handeln zu einer Privatisierung gesellschaftlich produzierter Probleme führt. Damit würde vom eigentlichen Thema, nämlich der grundlegenden Frage, wie und wofür eigentlich produziert wird, abgelenkt. Nach Ansicht des Autors unterliegen wir alle dem Zwang der Profitmaximierung und der Konkurrenz, die zwar von uns Menschen selbst durch unser Handeln hervorgebracht wurden, damit aber ebenfalls veränderbar sind und daher eine andere Form des Wirtschaftens möglich ist.
In einem Interview mit Martha Krumpeck von Extinction Rebellion werden die Möglichkeiten und Grenzen von Zivilem Ungehorsam besprochen und ein radikaler Zugang zum Umgang mit der Klimakrise vorgestellt. Wo Kooperation mit Politik und Wirtschaft nicht hilft, kann nach ihrer Ansicht die Störung des Systems ausschlaggebend sein, um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu sichern.
Die folgenden beiden Artikel behandeln den Umgang der (extremen) Rechten mit der Klimakrise. Ilana Krause und Florian Teller geben einen umfassenden Überblick über die durchaus unterschiedlichen Positionen der Rechten in Deutschland, wobei sie besonders auf die Gefahr hinweisen, die von einem zunehmend gewichtiger werdenden Argument ausgeht: Überbevölkerung. Judith Goetz konzentriert sich in ihrem Artikel „Von ‚Klimadeppen‘ bis ‚Zöpferl-Diktatur‘“ auf die Argumentationslinien von FPÖ und Identitären: Klimawandelleugnung, „Naturschutz“ statt Klimaschutz und Bevölkerungswandel. Dabei zeigt sie auch die extrem unappetitlichen Verbindungen von Sexismus, Behindertenfeindlichkeit, Paternalismus und Rassismus auf, die bspw. in den Memes gegen Greta Thunberg zu Tage treten.
Vera Besse und Tanja Kotik zeigen in ihrem Artikel, wie globale Güterketten mit einer imperialen Lebensweise der Länder des globalen Nordens verstrickt sind und zum weltweiten CO2-Anstieg beitragen. Dabei hinterfragen sie die Logik unseres derzeitigen Wirtschaftssystems, das klar auf Konsum ausgerichtet ist. Die Schule als Teil globaler Güterketten hat hier nicht nur die Aufgabe, die eigenen Konsummuster zu hinterfragen, sondern in den kommenden Generationen ein neues Verständnis zu prägen.
Im dritten Teil wenden wir uns dem Thema SCHULE zu und geben einen kleinen Einblick in die vielen Initiativen und Herangehensweisen, die das enorme Potenzial der Schule als Ort gesellschaftlicher Transformation nutzen.
Der Beitrag „Die klimabewegte Schule“ wurde von Anna Großmann, die auch Redakteurin dieses Heftes ist, gemeinsam mit ihrer Teachers for Future-Kollegin Marietta Steindl verfasst. Die beiden argumentieren auf Basis von Lehrplan und Unterrichtsprinzipien, dass die gültigen Bestimmungen Klimaaktivismus von Lehrer*innen nicht nur erlauben, sondern ihn sogar fordern. Als eine Möglichkeit für ein solches Engagement wird das Konzept des Klimaclubs vorgestellt.
Hannes Hohensinner von der HLBLA St. Florian beschreibt, wie die Schüler*innen und Lehrer*innen an einem Klimaaktionstag als erste Schule Österreichs den Klimanotstand ausgerufen haben. Die Workshops und Vorträge dieses Tages waren der Auftakt für die Erarbeitung und Umsetzung einer umfangreichen Klimaaktionsstrategie an der Schule, die im Detail beschrieben wird.
In „Próxima estación: esperanza“ stellt Werner Wintersteiner die Global Citizenship Education vor und berichtet von der Reise einer österreichischen Jugendgruppe zum Klimagipfel 2019 in Madrid. Der Artikel handelt von Klimagerechtigkeit, politischer Partizipation und den Chancen einer globalen Jugendbewegung, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Zuletzt definiert er eine Reihe von pädagogischen Aufgaben gegenüber der Klimabewegung.
Nina Radl resümiert auf Basis von Interviews im Rahmen ihrer Masterarbeit die Sichtweise von Lehrer*innen zum Thema Klimawandel. Als Hauptprobleme nennt sie Zeitmangel, das Dilemma, dass der LP und damit die Lehrbücher nur marginal auf das Thema eingehen, und bis dato zu wenig koordinierte Fortbildungen.
Am Schluss dieses Hefts liefern wir Hinweise auf einschlägige Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsangebote. Michaela Hauer und Maria Zögernitz zeigen die bis ins Jahr 1988 zurückreichende Geschichte des Klimabündnisses, dem inzwischen rund 700 Bildungseinrichtungen in Österreich angehören. Damit stellt das Klimabündnis einen wesentlichen Eckpfeiler der Fortbildungsszene für Schulen dar. Michael Sertl rezensiert das aktuelle Heft der Informationen zur Politischen Bildung Nr. 45/2019: „Umwelt – Klima – Politik“. Magdalena Emprechtinger und Heide Tebbich stellen die Medien- und Serviceangebote von BAOBAB – Globales Lernen vor.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Autor*innen sowie bei Sonja Schrei und Yvi Schröder, die uns bei der redaktionellen Arbeit unterstützten, und bei Julia Herrele für ihre Zeichnungen.
Jessica Bitsch, Anna Großmann, Michael Sertl
In den Beiträgen werden unterschiedliche Gender-Schreibweisen und Zitationsrichtlinien verwendet. Die Redaktion hat dies den Autor*innen freigestellt.
Kurzprofile der Autor*innen
Redaktion
Jessica Bitsch
Anna Großmann
Michael Sertl
Vera Besse studierte Biologie und kann auf langjährige Erfahrung in der NGO-Arbeit zurückgreifen, derzeit erstellt sie im Rahmen von ERASMUS+- Projekten Bildungsmaterialien im Themenfeld Nachhaltigkeit. Mitarbeit in der Schreibwerkstatt „Imperiale Lebensweise“ (Prof. Ulrich Brand und Magdalena Heuwieser Uni Wien). Darüber hinaus engagiert sie sich in der „Werkstatt für Klima, Arbeit und Zukunft“ (KAUZ) und dem deutschen I.L.A.-Kollektiv für die sozial-ökologische Transformation.
Jessica Bitsch hat sich aufgrund ihres Interesses für das Thema „Klimawandel“ für ihr Studium der Umweltwissenschaften und der Naturschutzbiologie entschieden. Momentan arbeitet sie beim Environment Programme der United Nations mit Fokus auf den Einfluss des Klimawandels auf Mensch und Tier in Bergregionen. Sie ist Teil des Redaktionsteams dieses schulhefts.
Ulrich Brand lehrt und forscht im Bereich Internationale Politik an der Universität Wien, ist Mitglied von „Scientists for Future“, Redaktionsmitglied von „mosaik-blog“ und Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“.
Philipp Chmel studiert im Master Sozial-ökologische Wirtschaft und Politik (Originaltitel: Socio-Ecological Economics and Policy) an der WU in Wien. Er ist im Bundesvorstand der Sozialistischen Linkspartei (SLP) aktiv und Mitbegründer der Klimagruppen Students for Climate Action (Klimagerechtigkeitsgruppe auf der WU) und Workers for Future (Allianz der Fridays for Future).
Magdalena Emprechtinger hat Soziologie und Internationale Entwicklung an der Universität Wien studiert und arbeitet als Bildungsreferentin bei BAOBAB-Globales Lernen.
Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschafterin, Lehrbeauftragte an unterschiedlichen Universitäten, Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (www.fipu.at) sowie des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus (www.frauen-und-rechtsextremismus.de). Ihre Interessensschwerpunkte liegen bei Frauen*/Gender und Rechtsextremismus sowie Antifeminismus.
Anna Großmann unterrichtet Bildnerische Erziehung und Werkerziehung an einer Wiener AHS und WMS. Seit Juni 2019 ist sie bei Teachers for Future aktiv. Sie ist Teil des Redaktionsteams dieses schulhefts und hat auch Grafiken dafür gezeichnet.
Michaela Hauer arbeitet seit 2009 für das Klimabündnis. Schwerpunkte sind die Leitung von EU-, nationalen und lokalen Projekten zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung sowie von Bildungsprojekten für Erwachsene und Kinder.
Julia Herrele ist Grafikerin und Illustratorin. Sie ist unter herrele.at und instagram.com/schroedingersdishwasher zu finden.
Hannes Hohensinner lehrt an der HLBLA St. Florian. Als Klimaschutzbeauftrager der Schule und Experte in den Bereichen erneuerbare Energie, nachwachsende Rohstoffe und Regionalentwicklung vermittelt er bereits seit vielen Jahren das Wissen über klimaneutrale Lösungen an seine Schüler*innen. Er ist Mitbegründer der Teachers for Future OÖ.
Tanja Kotik schloss ihr Bachelorstudium in Soziologie und ihr Masterstudium in „Globalgeschichte und Global Studies“ ab. Mitarbeit in der Schreibwerkstatt „Imperiale Lebensweise“ (Prof. Ulrich Brand und Magdalena Heuwieser, Uni Wien). Darüber hinaus engagiert sie sich in der „Werkstatt für Klima, Arbeit und Zukunft“ (KAUZ) und dem deutschen I.L.A.-Kollektiv für die sozial-ökologische Transformation.
Mathias Krams ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovend am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Er arbeitet zu gesellschaftlichen und internationalen Konflikten, kritischer Staatstheorie und der sozial-ökologischen Transformation des urbanen Mobilitätssektors.
Ilana Krause ist aktiv in der Klimagerechtigkeitsbewegung, u. a. beim Arbeitsschwerpunkt Gesellschaftliche Naturverhältnisse (GesNat) der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) und Ende Gelände.
Martha Krumpeck hat Molekularbiologie und Medizin studiert und sich tief in die Wissenschaft zu Klimakrise und ökologischem Kollaps eingelesen. Für ihr Engagement in der Klimaschutzbewegung hat sie ihre Pläne zu Diplomarbeit und Berufseinstieg hintangestellt. Daneben setzt sie sich im Vorstand von TransX für die Rechte von Transgender-Personen ein.
Nina Radl schloss 2018 das interdisziplinäre Masterstudium Umwelt und Bioressourcenmanagement mit dem Schwerpunkt Klima ab und ist im Moment im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus tätig.
Michael Sertl ist ehemaliger Hauptschullehrer, Soziologe; Prof. PH Wien (i.R.); Mitherausgeber der schulhefte und Teil des Redaktionsteams dieses schulhefts.
Monika Spiekermann ist Geographie-Studentin und hat 10 Monate lang in Vilnius, der Hauptstadt von Litauen, studiert. Dort gründete sie Fridays For Future Vilnius und erlebte dabei viele Besonderheiten der litauischen Kultur.
Marietta Steindl ist Spanisch- und Geographie-Lehrerin an einer Wiener AHS für Berufstätige und in der Lehrer*innen-Fortbildung tätig, u.a. mit der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien im Bereich Globales Lernen und Entrepreneurship. Sie ist seit April 2019 bei Teachers for Future aktiv.
Heide Tebbich ist Bildungswissenschafterin und leitet derzeit BAOBAB-Globales Lernen in Wien.
Florian Teller ist aktiv in der Interventionistischen Linken und schreibt in diversen Zeitschriften, z.B. Jungle World.
Lorenz Unterberger maturiert derzeit an einer AHS in Wien und ist seit Frühling 2019 bei Fridays For Future in Wien engagiert.
Alexander Winkler ist Politikwissenschaftler aus Wien, Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU) und Herausgeber sowie Autor des Sammelbands „Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘“. Er ist darüber hinaus in verschiedenen sozialen Bewegungen politisch aktiv.
Werner Wintersteiner ist Gründer und ehemaliger Leiter des Zentrums für Friedensforschung und Friedensbildung an der Universität Klagenfurt. Er arbeitet zu Friedenspädagogik, Erinnerungskultur und Global Citizenship Education.
Maria Zögernitz ist seit 2001 bei Klimabündnis Österreich, erarbeitet und erarbeitete Unterrichtsmaterialien und Workshops rund um Klima, leitet Klima- und Mobilitätsprojekte und beschäftigt sich beruflich und privat mit Klima und Mobilität.
Bestellen
Studienverlag: Schulheft 178
Schulautonomie – Wohin geht die Reise?
Klappentext
Der Bildungskongress in Linz, Juni 2019, widmete sich den immer wiederkehrenden Themenbereichen der Schulentwicklung: Inklusion, Mehrsprachigkeit, Selektivität, Erziehung und Unterricht als Unterstützung zur Selbstermächtigung.
Durch die fortschreitende Neoliberalisierung der Gesellschaft spitzen sich die mit diesen Themenfeldern verbundenen Widersprüche zu – und spiegeln sich in der Schulautonomie wider: einerseits eine Autonomie, mit deren Hilfe sich Partialinteressen auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen, andererseits eine Autonomie, die Selbst-Ermächtigung ermöglichen und in einer wieder autoritärer werdenden Gesellschaft eine Bastion zur Verteidigung und Weiterentwicklung der Demokratie sein könnte.
Inhalt
Wohin geht die Reise?
Keynotes
Michael Sertl
Wieso Schulautonomie?
Erinnerungen an den Beginn
Josef Reichmayr
26 Jahre, zwei Monate, 17 Tage: Die lange Reise zur Schulautonomie in Österreich
Gedankenanstöße zum Linzer Kongress 2019
Lorenz Lassnigg
„Bildungsgerechtigkeit“ zwischen „Illusio“ und sozialem Fortschritt – wissenschaftlich-politisch reflektiert
Hannes Schweiger
Teilhabe durch Sprache(n)
Einige Überlegungen zu sprachlicher Bildung in der Migrationsgesellschaft
Deutschförderklassen
Publikumsbeitrag aus der Podiumsdiskussion
Volker Schönwiese
Inklusion – wohin?
Gemeinsame Schule und Inklusion
Publikumsbeiträge aus der Podiumsdiskussion
Ateliers
Nicol Gruber
Bildungsgerechtigkeit zwischen Anpassung und Emanzipation
Leuchtturmschulen und Schulwahl
Publikumsbeiträge aus der Podiumsdiskussion
Josef Reichmayr
Passé 1: EINE Lehrerin für eine Volksschulklasse
Passé 2: Die alte Langform der AHS
COOL – Cooperatives Offenes Lernen
Gabi Lener
Großbaustelle Sprachförderung
Gabi Lener
„LehrerInnenbildung neu“ – ein Feld offener Fragen
Volker Schönwiese
Open Space: Inklusives Lernen
Selma Schacht
Ganztägige Schule & Freizeitpädagogik:
Bildung im Mittelpunkt – aber welche?
Krasse Gegensätze – Halbtagsschule und Ganztagsschule
Publikumsbeiträge aus der Podiumsdiskussion
Barbara Falkinger, Ilse Rollett
Von Nahtstellen und Schnittstellen
Die Interessen der AHS-Lehrer*innengewerkschaft
Beitrag aus der Podiumsdiskussion
Franz Ryznar, Ursula Spannberger
Raumautonomie
Wer bestimmt über den 3. Pädagogen?
John Evers
Erwachsenenbildung unter Druck!?
Ein problemorientierter Diskussionsbeitrag
Wohin geht die Reise?
Podiumsdiskussion (15. Juni 2019, Linz)
Politik rahmt Schule – gelernt und gelebt wird vor Ort!
Forderungen der Plattform www.schaumonito.at – überparteiliches Netzwerk für kindergerechte Schulen
Autorinnen und Autoren
Wohin geht die Reise?
Bildungskongress der Plattform „schaumonito – Schulautonomie Monitoring. Überparteiliches Netzwerk für kindergerechte Schulen“ im Juni 2019 an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Linz
Als 2017 die Plattform schaumonito gegründet wurde, blickten etliche der beteiligten Akteur*innen – Pädagog*innen, Eltern, Studierende, Wissenschafter*innen, Expert*innen aus schulnahen Vereinen und (Selbsthilfe)Organisationen – bereits auf Jahrzehnte schulpolitischen Engagements in unterschiedlichsten Arenen zurück. Die zentralen Themen der Schulentwicklung blieben dabei im Wesentlichen immer die Gleichen: Inklusion, Mehrsprachigkeit, Selektivität des Schulsystems, Erziehung und Unterricht als Unterstützung zur Selbstermächtigung. Durch die fortschreitende Neoliberalisierung der Gesellschaft spitzen sich die mit diesen Themenfeldern verbundenen Widersprüche jedoch in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu, und es wird „ungemütlicher“ in der österreichischen Bildungslandschaft. Die türkis-blaue Regierung tat schließlich (bis sie sich durch das Bekanntwerden unerhörter Skandale auflösen musste) das Ihre dazu und verschärfte bestehende Gegensätze und Chancenungerechtigkeiten im Bildungssystem durch die Wiedereinführung der Ziffernnoten ab den ersten Volksschulklassen, die Segregation in Deutschförderklassen, das Wiedereinschleichen der zweizügigen Mittelschulen und den Ausblick auf Testungen und „Leistungssegregation“ vom Schuleintritt an bzw. bereits im Kindergarten.
Kann „Schulautonomie“ diesen Entwicklungen adäquat begegnen? Wir sind uns auch innerhalb unserer Plattform nicht ganz einig – nicht zuletzt, da Autonomie durchaus zwei Seiten hat. Die eine ist die neoliberale, in der Autonomie zur Streitaxt der Privilegierten wird, die mit ihrer Hilfe Partialinteressen auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen. Es ist auch die Selbstverwaltung des Mangels, da Schulen in den letzten Jahren unter finanziellen, personellen oder räumlichen Engpässen zu leiden hatten. Die andere Seite ist jedoch die der Selbstermächtigung, und in einer – zumindest während der letzten Legislaturperiode – spürbar autoritärer werdenden Gesellschaft können selbstbestimmte Räume der Autonomie die letzten Bastionen der Nicht-Knechtschaft sein. Wie Bernhard Lahner, Lehrer in der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau (ILB) und gemeinsam mit Verena Corazza (ebenfalls ILB) maßgeblicher Organisator unseres Linzer Kongresses, den der vorliegende schulheft- Band dokumentiert, anschaulich macht: „In Österreich gibt es eine Institution, die ALLE Menschen durchlaufen. Das sind neun Jahre Schule. Neun Jahre, die über die Zukunft Einzelner entscheiden. Neun Jahre, in denen Kinder und Jugendliche lernen können, die Zukunft zu gestalten oder – wie die letzten Monate gezeigt haben – neun Jahre, um zu lernen, „gusch“ zu sein, zu funktionieren, gehorsam zu sein, zu segregieren und über Notenwahrheiten zu schwadronieren. Ich will neun Jahre Zukunft, neun Jahre Perspektiven, neun Jahre Inklusion, neun Jahre Persönlichkeitsentwicklung und neun Jahre für eine solidarische Gesellschaft, die jede und jeden mit ihren/seinen Stärken und Schwächen akzeptiert, fördert und fordert. Ich will einen Raum, in dem niemand Angst haben muss, einen Raum der Teilhabe, einen Raum zum Kritischsein, einen Raum für ihre/seine Rechte aufzustehen, einen Raum, in dem jeder und jede bei Ungerechtigkeiten aufschreit und aktiv wird.“
Mit diesen Leitgedanken versuchen wir, uns bildungspolitisch zu bewegen, Positionen zu erarbeiten und zu agieren. Der Linzer Kongress im Juni 2019 war ein maßgeblicher Schritt, unsere Positionen zu schärfen und mit anderen Bildungsbewegten in Austausch zu kommen. Bei aller Vielfalt der in Linz bearbeiteten Themenbereiche zogen sich für uns erkennbar zwei zentrale rote Linien durch die gesamte Tagung:
1. Die chinesische Mauer zur Abwehr jeden Fortschritts im Bildungssystem ist die weiterhin bestehende Trennung der Schüler*innen nach der 4. Schulstufe. Diese Mauer zu durchbrechen wird gewitzter Strategien und gebündelter Kräfte bedürfen. Inklusive Settings, die Nutzung der Ressourcen von Mehrsprachigkeit, der Auf- und Ausbau echter Schuldemokratie und intelligente pädagogische Konzepte der Gestaltung des Unterrichts und der schulischen Freizeit sind unverzichtbare Brücken, die uns an dieses Ziel heranführen können.
2. Die Freiheit des/der Einzelnen wird zur Unfreiheit der Gesamtheit, wo es um die Verletzung von Chancengerechtigkeit geht. So entpuppt sich etwa die freie Elternwahl (AHS oder Mittelschule? Schule mit ganztägigem Angebot oder Halbtagsschule? Grätzlschule oder Privatschule?) als Freiheit nur für jene Eltern, die innerhalb des Bildungssystems über ausreichende Handlungsfähigkeit verfügen. Für Eltern mit – zumeist durch sozioökonomische Herkunft bedingte – geringeren Handlungsspielräumen ist die Freiheit der Wahl eingeschränkt, und so werden sie im selektiven Schulsystem zu Verlierer*innen. Freie Schulwahl durch die Eltern und soziale Gerechtigkeit im Schulsystem gehen sich also nebeneinander nicht aus.
Wer sich die in Linz bearbeiteten Themen vor Augen führt, entdeckt schnell die thematischen Lücken. Zwar war es nicht unser Anspruch, alle schulisch relevanten Themenbereiche bei einem einzigen Kongress abzuarbeiten, jedoch hätten wir eines der brisantesten Themen, das einer gendersensiblen und gendergerechten Pädagogik durchaus zu unseren Diskussionsfavoriten der ersten Stunde gezählt. Was der Realisierung eines Blocks zur Genderthematik beim Linzer Kongress im Wege stand, war schlicht die gleichzeitige Veranstaltung der Euro Pride, die die Kräfte der meisten uns nahestehenden Gender-Expert*innen auf sich bündelte. Wir werden das Thema nachholen. Ein großes Anliegen ist uns auch die Auseinandersetzung mit den Chancen und Problemen einer (Aus)Bildungspflicht bis zum Alter von 18 Jahren. Mithilfe der AK Wien sind wir daran, uns in diesem Bereich Expertise anzueignen und sinnvolle Positionen auszubilden. Im März 2020 wird unser nächster Bildungskongress, diesmal in Klagenfurt, stattfinden, und wir werden dort Gelegenheit haben, neue Themenbereiche zu bearbeiten und unser Wissen und unsere Einschätzungen weiter zu diskutieren und nachzuschärfen.
Im vorliegenden Band finden sich die Keynotes des Linzer Kongresses, ein kurzer Überblick über die thematischen Ateliers des Linzer Kongresses, Teile der Podiumsdiskussion und last but not least unsere Forderungen an die Bildungspolitik, um das österreichische Schulsystem nicht nur kindgerechter, sondern auch chancengerechter zu gestalten.
Michael Sertl versucht in einem historischen Aufriss, die Krux mit der Autonomie aufzuzeigen – ein Begriff, der in dieser Form von der Wirtschaft erdacht wurde und die Implementierung von marktwirtschaftlichen Elementen an die Schulen gebracht hat. Er spannt den Bogen von der Schulreformdiskussion über die Entstehung der alternativen und unabhängigen Lehrer*innenbewegungen und zeigt schließlich Beispiele, wo reformwillige Schulen ratlos zwischen marktwirtschaftlichen Zwängen und autonomen Nischen für eine demokratische Weiterentwicklung kämpfen. Auch stellt er die Frage, wie man mit bisher vernachlässigten Gruppen von Schüler*innen und der zunehmenden Spaltung und Polarisierung in der Gesellschaft umgeht.
Josef Reichmayr, ein unermüdlicher Kämpfer für mehr pädagogische Autonomie an Schulen, reflektiert die Entstehung der Reformbewegung und liefert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wording. Er sieht Schulautonomie zum einen als Etikettenschwindel und zum anderen doch als eine Chance auf Demokratisierung von Schule. Er greift die Widersprüche und die Spannungsfelder auf – er weiß, was bremst und was wachsen lässt – und gibt schließlich Auskunft über den Namen „schaumonito“.
Der Beitrag von Lorenz Lassnigg setzt sich mit dem Begriff der Gerechtigkeit auseinander, den sich alle Parteien auf ihre Fahnen geheftet haben, wobei sie sehr Unterschiedliches darunter verstehen und mit ihren Rhetoriken mehr Verwirrung als Klarheit stiften. Es wird versucht, in diesem Gestrüpp von Bedeutungen Wege auszuloten, auf denen die Diskurse um Gerechtigkeit einer fortschrittlichen Bildungspolitik Impetus geben können, und es wird gezeigt, dass eine vertiefende Auseinandersetzung mit diesen Themen im Sinne der Allgemeinbildung wie der politischen Bildung unter den Aktivist*innen wie auch unter den Lehrpersonen im Allgemeinen nötig ist.
Hannes Schweiger betrachtet das Spannungsfeld zwischen monolingual geprägter Schule und mehrsprachiger Gesellschaft, reflektiert im Kontext von Mehrsprachigkeit verwendete Begriffe und Diskurse kritisch und misst die in Österreichs Schulen umgesetzte Sprachenpolitik, wie z. B. die Deutschförderklassen, am Maßstab des Abbaus von Diskriminierungen im Sinne einer Pädagogik der Mehrfachzugehörigkeiten und Mehrsprachigkeit.
Es gibt keine Alternative zur „humanen Integration“: Mit dieser Botschaft von Zygmunt Baumann beschließt Volker Schönwiese nach einer Analyse der Vergangenheit von der Besonderung von Schüler*innen im Roten Wien, der Eugenik im 2. Weltkrieg, der Gründung von Sonderschulen und aktuellen Bestrebungen der Integration und Inklusion seine Keynote. Diese Entwicklung beschreibt Schönwiese nicht als linear, sondern als brüchig und ambivalent.
In den Ateliers, die am Samstag vormittags und nachmittags stattfanden, wurden sowohl die Themen der Keynotes aufgegriffen als auch weitere Bereiche bearbeitet, die im unmittelbaren Zusammenhang mit Autonomie bzw. im Widerspruch zum von der letzten Regierung beschlossenen Pädagogikpaket stehen, wie das kooperative Lernen, die Nahtstellen und Übergänge zwischen den Schulen, die Ressourcen für die Volksschulen oder auch die vernachlässigte Erwachsenenbildung. Nicht zu vergessen all die Handlungsfelder, wo denkende Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen schon lange Mitbestimmung fordern – wie bei Inklusion, Schularchitektur, ganztägiger Betreuung. Wohin geht die Reise, wenn wir die neue „gemeinsame“ Lehrer*innenbildung sehen und keine gemeinsame Schule der Sechs- bis 15-Jährigen in Sicht ist?
Barbara Falkinger, Gabi Lener, Lorenz Lassnigg
(Anmerkung: In den Beiträgen werden unterschiedlich Gender-Schreibweisen verwendet. Die Redaktion hat dies den Autor*innen freigestellt.)
Autorinnen und Autoren
Redaktion
Barbara Falkinger
Gabi Lener
Lorenz Lassnigg
John Evers, Erwachsenenbildner und Historiker
Barbara Falkinger, NMS-Direktorin in Wien, Mitherausgeberin der schulhefte
Nicol Gruber, Studium der Volkswirtschaft und Sozialpolitik, seit 2017 Referentin in der Abteilung Bildungspolitik der AK Wien. Themenschwerpunkte: Sozialpolitik, Gender und Gerechtigkeit
Lorenz Lassnigg, sozialwissenschaftlicher Bildungsforscher, Institut für Höhere Studien (IHS), Wien
Gabi Lener, leitet eine Ganztagsvolksschule in Wien
Martina Piok, Wirtschaftspädagogin, Lehrerin für kaufmännische Fächer am ibc Hetzendorf (BHAK/BHAS Wien 12), Leiterin des Impulszentrums für Cooperatives Offenes Lernen
Josef Reichmayr, Gründer und Leiter (von 1998 – 2019) der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau, Bildungsaktivist und Initiator von Schulautonomie Monitoring (www.schaumonito.at)
Ilse Rollett, AHS-Direktorin in Wien
Franz Ryznar, Architekt, Mediator, Prozessbegleiter, Geschäftsführer von aap.architekten, Lehrbeauftragter und Referent für Raum und Pädagogik
Selma Schacht, Diplom-Sozialarbeiterin, Betriebsratsvorsitzende bei der Bildung im Mittelpunkt GmbH. Schwerpunkte: gewerkschaftliche und kollektivvertragliche Verankerung der Freizeitpädagogik, Integration & Inklusion
Volker Schönwiese, a. o. Univ.-Prof. (i. R.), von 1983–2013 am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck tätig. Themen: Inklusive Pädagogik und Disability Studies, digitale Bibliothek (bidok), Aktivist der Selbstbestimmt Leben Bewegung
Hannes Schweiger, Ass. Prof. am Institut für Germanistik der Universität Wien, Präsident des Verbands für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache (ÖDaF)
Michael Sertl, Bildungssoziologe an der Pädagogischen Hochschule Wien (i. R.), Mitherausgeber der schulhefte
Ursula Spannberger, Architektin, Mediatorin, Prozessbegleiterin, Genuine-Contact-Professional für Organisationsentwicklung, Entwicklerin von neues WOHNEN 70plus
Bestellen
Studienverlag: Schulheft 177
Migration, Flucht und das Recht auf Bildung für alle
Politische Vorgaben und gelebte Praxis
Klappentext
Wie gestalten sich Bildungsrealitäten im Fluchtkontext? Welche problematischen Dynamiken zeigen sich und welche Strategien werden im Umgang damit entwickelt?
In theorie- und praxisorientierten Beiträgen zeigt das vorliegende schulheft, wie sich Fluchtthematiken in den unterschiedlichen Bildungsbereichen Schule, Erwachsenenbildung und Universität darstellen. Dabei werden Differenzen, aber auch parallele Entwicklungen sichtbar.
Inhalt
Vorwort
Frauke Schacht, Erol Yildiz
Nach der Flucht: Vom öffentlichen Diskurs zur Alltagspraxis
Brigitte Kukovetz, Elias Moser, Annette Sprung, Harald Stelzer, Amelie Stuart
Zwischen Solidarität und Paternalismus. Pädagogische und philosophische Befunde zur Beziehung von freiwilligen Unterstützer*innen und Geflüchteten
Holger Wilcke, Michel Jungwirth
Ohne Aufenthaltspapiere in der Schule
Illegalisierte und ihre Umgangsstrategien mit gesellschaftlichen Ausschlussmechanismen
Caterina Rohde-Abuba
Die Perspektive geflüchteter Kinder auf ihre Bildungsintegration in Deutschland
Faime Alpagu, Bettina Dausien, Anna-Katharina Draxl, Nadja Thoma
Exkludierende Inklusion – eine kritische Reflexion zur Bildungspraxis im Umgang mit geflüchteten Jugendlichen einer Übergangsstufe
Lisa Oberbichler, Anne Kühne
Schule zwischen Utopie und Wirklichkeit?!
Ein Blick in die Praxis von PROSA – Projekt Schule für alle!
Miriam Scheffold
Intersektionale Perspektiven auf Diskurse über Sprachdefizite und Zugehörigkeitsverhältnisse bei der Beschulungspraxis junger Geflüchteter
Marie-Antoinette Goldberger
Diesseits und jenseits „ausreichender Deutschkenntnisse“.
Die diskursive Repräsentation der Deutschförderklassen im Standard und in der Presse
Gabi Lener, Ilse Rollett
Deutschförderklassen: unentwegtes lästiges Zischeln aus dem Maulkorb
Elfie Fleck
Sprachliche Bildung, interkulturelle Bildung und Werteerziehung:
Was will die Bildungspolitik?
Autor*innenkollektiv IGDaZDaFBasisbildung
Die ‚Werte‘-Ordnung, die sie meinen
Laura Greber
„Sprachbildung als Wertebildung“ – (Re-)Produktion natio-ethno-kultureller Differenz in Deutschintegrationskursen
Netzwerk MIKA
Ein Positionspapier für die Alphabetisierung und Basisbildung
Jana Berg, Stefanie Schröder, Michael Grüttner
Studienvorbereitung für Geflüchtete in Deutschland – Herausforderungen eines besonderen Bildungsabschnitts
Marah Theuerl, Komla Mawufemo Digoh
Wurzeln schlagen an der Uni. Von transkulturellen Begegnungen an der Hochschule
Manfred Oberlechner, Kirsten Ben Haddou
Fluchterfahrene im Kontext von Lehr- und Lernsituationen am Fallbeispiel der Silent University
Daniela Marzoch, Philipp Salzmann
„Ein Raum zum Lernen und zum Wohlfühlen“ – Wie gestaltet sich Lernen im UniClub?
Vorwort
Flucht bedeutet für viele Menschen, sich ein neues Leben aufbauen zu müssen: eine neue Sprache zu lernen, Arbeit und Wohnung zu finden. Bildung im Sinne von Aneignung sprachlicher und beruflicher Qualifikationen sowie als Ermöglichung demokratischer Partizipation spielt bei der Erreichung dieser Ziele eine wichtige Rolle. Das österreichische wie das deutsche Bildungssystem halten jedoch kaum an Gleichstellung und Selbstbestimmung orientierte Angebote für geflüchtete Menschen bereit. Vielfach wird ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung erschwert oder verwehrt. Bildungsangebote für Geflüchtete sind zudem oftmals von Paternalismus geprägt und erhalten durch die Koppelung an Aufenthaltsrechte fremdenpolizeilichen Charakter. Dadurch werden Rassismus und soziale Ungleichheiten fortgeschrieben und Geflüchteten ein Platz am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie zugewiesen.
Das schulheft „Migration, Flucht und das Recht auf Bildung für alle“ vertieft den kritischen Blick auf aktuelle Bildungsrealitäten im Fluchtkontext. In theorie- und praxisorientierten Beiträgen werden problematische Dynamiken in den unterschiedlichen Bildungsbereichen Schule, Erwachsenenbildung und Universität dargestellt, wodurch neben unterschiedlichen Entwicklungen auch Parallelen sichtbar werden. Darüber hinaus richtet sich der Blick in diesem Heft auf die Widerstände gegen die herrschende Bildungsbenachteiligung von Geflüchteten sowie auf emanzipatorische Alternativen. Es werden Bildungsprojekte vorgestellt, die sich der herrschenden Flucht- und fluchtpolitischen Logik widersetzen und versuchen, das Recht der Geflüchteten auf Bildung zu realisieren. Die zentralen Fragen, die das Heft behandelt, lauten: Was bedeutet die antimigrantische Instrumentalisierung von Bildung für Geflüchtete und Pädagog*innen/Bildungsarbeiter*innen? Welche pädagogischen Möglichkeitsräume und Subjektivierungsprozesse entstehen hier? Worin liegen die historischen Kontinuitäten und Brüche in diesen Entwicklungen? Mit welchen Widersprüchen und Herausforderungen sind Lehrende in der Praxis konfrontiert, wenn sie einen gesellschaftskritischen Anspruch verfolgen? Wie werden solidarischeWege des Lehrens und Lernens gefunden? Wie kann Pädagogik als Intervention, als ein Projekt der (Selbst-)Emanzipation und Solidarität konzipiert und angewandt werden?
Die versammelten Beiträge des Heftes sind nach den Bildungsbereichen Schule, Erwachsenenbildung und Universität gegliedert. Eingeleitet wird das Heft mit zwei Beiträgen, die grundsätzliche Fragestellungen aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive diskutieren. Frauke Schacht und Erol Yildiz widmen sich den gängigen Bildern über Geflüchtete und den problematischen Annahmen, die in diesen Bildern transportiert werden. Dem stellen sie eine „postmigrantische“ Sicht entgegen, die von der Handlungsmacht geflüchteter Menschen ausgeht. Anhand von zwei Fallbeispielen wird gezeigt, welche Erkenntnisse dieser andere Blick auf Geflüchtete zu Tage bringt.
Brigitte Kukovetz, Elias Moser, Annette Sprung, Harald Stelzer und Amelie Stuart analysieren in ihrem Beitrag das widersprüchliche Feld der Flüchtlingshilfe. Sie zeigen anhand von Studienergebnissen die komplexen sozialen Dynamiken in der Beziehung zwischen freiwilligen Helfer*innen und Geflüchteten auf. Der Text verdeutlicht, dass dieses Beziehungsgeflecht von ungleichen Machtverhältnissen geprägt ist, jedoch auch ein Kontext für Austausch- und Lernprozesse sein kann.
Den Themenbereich Flucht und Schule eröffnet der Beitrag von Holger Wilcke und Michel Jungwirth. Ihre Forschungsergebnisse geben Einblick in die Kämpfe illegalisierter Eltern, ihren Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Der Solidarität und dem intensiven Wissensaustausch zwischen den illegalisierten Eltern setzen die Autoren den Kontrollimpetus und das Unwissen von Schulleitungen und Verantwortlichen im Schulsystem entgegen.
Wie geflüchtete Kinder selbst ihre Teilhabe am Schulsystem wahrnehmen, macht der Text von Caterina Rohde-Abuba nachvollziehbar. Die Autorin präsentiert Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie, die sie in Deutschland mit jungen Geflüchteten durchgeführt hat, und verdeutlicht Probleme, die sich für die jungen Geflüchteten aus einem Schulsystem ergeben, das auf Selektion ausgerichtet
ist.
Faime Alpagu, Bettina Dausien, Anna-Katharina Draxl und Nadja Thoma analysieren in ihrem Beitrag die Maßnahme der „Übergangsstufe“, die 2015/16 als Strategie zur besseren Integration vonnicht mehr schulpflichtigen geflüchteten Kindern und Jugendlichen an österreichischen Schulen eingeführt wurde. Mit dem Begriff der „exkludierenden Inklusion“ kritisieren sie ihre die prekäre Zugehörigkeit der Geflüchteten verfestigenden Effekte.
Lisa Oberbichler und Anne Kühne stellen in ihrem Beitrag das Schulprojekt PROSA vor. Das Projekt PROSA Schule für Alle! ermöglicht jungen Geflüchteten die Absolvierung eines Pflichtschulabschlusses und steht für einen Ort der Kritik, Reflexion und Partizipation, einen ganzheitlichen Lernort, an dem die Lerner*innen mehr als die zu integrierenden Anderen sind.
Miriam Scheffold argumentiert in ihrem Artikel, dass aktuelle pädagogische Diskurse und Maßnahmen in Deutschland und Österreich rund um „Sprachdefizite“ geflüchteter Schüler*innen eine Strategie zur Herstellung von Differenz darstellen. Statt gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu ermöglichen, dient der Topos der „Sprachdefizite“ demnach als Legitimation für die Benachteiligung geflüchteter Kinder im Schulsystem.
Marie-Antoinette Goldberger skizziert die Debatte um die Einführung der Deutschförderklassen in Österreich anhand der Analyse der beiden Tageszeitungen „Die Presse“ und „Der Standard“. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass trotz wichtiger Unterschiede beide Zeitungen tendenziell nicht kritisch-analytisch, sondern eher beschreibend Bericht erstatten.
Über die umstrittene Einführung der Deutschförderklassen und die Einschüchterungsversuche des Bildungsministeriums gegenüber widerständigen DirektorInnen berichten Gabi Lener und Ilse Rollett. Sie geben Einblicke in die Umsetzung des neuen Gesetzes an unterschiedlichen Schulstandorten und ziehen eine erste besorgniserregende Bilanz der Konsequenzen für die betroffenen SchülerInnen.
Der Analyse der Bildungspolitik in Bezug auf schulische Maßnahmen im Kontext von migrationsbedingter Mehrsprachigkeit widmet sich Elfie Fleck. Anhand der Regierungsprogramme für die letzten drei Legislaturperioden zeichnet sie u.a. nach, wie die Festschreibung der Idee der Werteerziehung im ÖVP/FPÖ-Regierungsprogramm ein bis dahin – zumindest am Papier beteuertes – interkulturelles Bildungskonzept verabschiedet.
Im Feld der Erwachsenenbildung zeigte sich in den vergangenen Jahren eine zunehmende Verengung des Bildungsangebots auf das Thema der sogenannten „Wertebildung“. Diese Angebote sind darüber hinaus oftmals gekoppelt an den Zugang zu Rechten und sozialen Unterstützungsleistungen für Geflüchtete. Der Interpretation der Werte-Prüfungsinhalte und Fragenkataloge zum Thema „Arbeitswelt und Wirtschaft“ widmen sich drei im Feld der Basisbildung tätige Lehrende. Sie analysieren in ihrem Beitrag die Materialien des Österreichischen Integrationsfonds und gehen der Fragen ach, inwiefern das zur Testung ausgearbeitete Werte- und Orientierungswissen den Geist und die politische Richtung des FPÖVP-Regierungsprogramms widerspiegelt.
Laura Greber beleuchtet in ihrem Beitrag exemplarische Ausschnitte dreier ausgewählter DaZ-Lehrwerke. Sie analysiert die darin enthaltenen und im Kontext der Implementierung des neuen österreichischen Integrationsgesetzes konzipierten Werte- und Orientierungsmaterialien und fragt nach den subjektivierenden und hierarchisierenden Effekten.
Im Jahr 2018 beendete das Bundesministerium die Förderung für die Arbeit des Netzwerks MIKA. Die sieben Organisationen, die sich zehn Jahre lang mit der Qualitätsentwicklung, Aus- und Weiterbildung im Bereich Alphabetisierung und Basisbildung in Österreich auseinandergesetzt haben, verabschieden sich mit einem Positionspapier und empfehlen Lehrenden Mut zu Veränderung – trotz der eigenen Verstricktheit in den aktuellen Verhältnissen.
Der Umgang der Universitäten mit Flucht und Geflüchteten ist Gegenstand von mehreren Beiträgen in diesem Band. Die Autor*innen dokumentieren damit, wie eine Institution mit tradierten ausschließenden Strukturen zwar schnell reagiert, aber auch häufig daran scheitert, nachhaltige und kritische Konzepte für Geflüchtete umzusetzen. Jana Berg, Stefanie Schröder und Michael Grüttner präsentieren Studienergebnisse zum Einstieg Geflüchteter auf Universitäten in Deutschland. Ihre Forschung zeigt Probleme auf, die in dieser Bildungsphase durch bürokratische Hürden und intersektionelle soziale Benachteiligungen für die Geflüchteten entstehen und skizziert, wie diese Probleme überwunden werden können.
Marah Theuerl und Komla Mawufemo Digoh berichten über Anliegen und Hürden im Rahmen des Universitätsprogramms Branch Out – Starthilfe zum transkulturellen Lernen an der Hochschule. Branch Out wurde in den Jahren 2016 und 2017 an der Universität Gießen durchgeführt, um einerseits transkulturelle Begegnungen und andererseits Geflüchteten eine Starthilfe an der Universität zu ermöglichen. Der Bericht thematisiert, dass Universitäten als Institutionen im Umgang mit Geflüchteten konzeptlos sind. Programme wie Branch Out können dennoch kleine Veränderungen herbeiführen bzw. eine wichtige Unterstützung für die Teilnehmenden bedeuten.
Manfred Oberlechner und Kirsten Ben Haddou geben Einblicke in die im Sommer der Migration 2015 gegründete The Silent University Ruhr in Deutschland. Dabei handelt es sich um ein Bildungs- und Kunstkonzept, in dem Geflüchtete und Asylsuchende mit akademischer Bildung und Berufserfahrung ihr Wissen weitergeben können. Es ist ein Beispiel für den Versuch, das hegemoniale Verhältnis von Hilfsempfänger*innen und Hilfegeber*innen umzukehren.
Daniela Marzoch und Philipp Salzmann stellen in ihrem Beitrag das im Kinderbüro der Universität Wien angesiedelte Projekt Uni-Club vor. Der infolge der Migrationsbewegungen im Sommer 2015 entstandene UniClub bildet einen wichtigen Lern- und Begegnungsraum für Jugendliche mit Flucht- und Migrationserfahrung sowie für Lehramtsstudierende der Universität Wien. Selbstorganisation, Engagement, Offenheit und Flexibilität ermöglichen dort ein an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiertes Lernklima.
Für das Erscheinen dieser schulheft-Ausgabe waren das Engagement und die Unterstützung von Elke Renner von zentraler Bedeutung. Dafür möchten wir uns sehr herzlich bei ihr bedanken.
Assimina Gouma, Petra Neuhold, Daniela Rechling, Paul Scheibelhofer
Autor*innen
Redaktion
Assimina Gouma
Petra Neuhold
Daniela Rechling
Paul Scheibelhofer
Faime Alpagu ist Soziologin und DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Migration/Flucht, Biographieforschung, visuelle Soziologie, Gedächtnis und interpretative Sozialforschung.
Autor*innenkollektiv IGDaZDaFBasisbildung besteht aus drei Basisbildnerinnen, die sich aktivistisch oder auch als Betriebsrätin betätigen.
Kirsten Ben Haddou ist Diplom-Pädagogin und war in verschiedenen Feldern von Flucht und Migration tätig, u.a. als Koordinatorin der Silent University Ruhr. Derzeit arbeitet sie als Referentin im Fachbereich Beruf International und Migration beim Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund.
Jana Berg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung im Projekt „WeGe von Geflüchteten an deutsche Hochschulen“ (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung) und Doktorandin der Soziologie an der Leibniz Universität Hannover.
Bettina Dausien ist Universitätsprofessorin für Pädagogik der Lebensalter am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Sie arbeitet u.a. zu Bildungswegen im Kontext sozialer Ungleichheit, Theorien und Methoden der Biographieforschung und Professionalisierung pädagogischer Praxis.
Komla Mawufemo Digoh studierte Germanistik und Social Sciences. Derzeit ist er Student im Master Demokratie und Governance an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Von 2016 bis 2017 arbeitete er als studentische Hilfskraft im Projekt „Branch Out. Starthilfe zum transkulturellen Lernen an der Hochschule“.
Anna-Katharina Draxl ist Kultur- und Sozialanthropologin und Unterrichtende für Deutsch als Fremd-/Zweitsprache an unterschiedlichen Bildungsinstituten in Wien. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in zwei Projekten zu Flucht, Migration und sprachlicher Diversität an der Universität Wien.
Elfie Fleck war Englischlehrerin in der Erwachsenenbildung und an einer AHS und arbeitete von 1992 bis zu ihrer Pensionierung 2017 im Referat für Migration und Schule im österreichischen Bildungsministerium.
Marie-Antoinette Goldberger studierte Deutsch und Französisch als Lehramt an der Universität Wien. Derzeit ist sie Deutschtrainerin und Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „School as a multilingual space? Exploring linguistic realities at Czech urban schools” an der Masaryk-Universität Brünn (Tschechien).
Assimina Gouma, schulheft-Mitherausgeberin, ist Kommunikationswissenschaflerin und Soziologin. Sie arbeitet am Institut für Germanistik, Fachbereich Deutsch als Zweitsprache.
Laura Greber studierte Lehramt Deutsch und Philosophie/Psychologie. Sie arbeitete u.a. als DaZ-Trainerin beim Projekt Start Wien – das Jugendcollege und interessiert sich für Bildung und Bildungspolitik sowie demokratische Bildungsprozesse im Kontext von Flucht.
Michael Grüttner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und leitet das Projekt „Wege von Geflüchteten an deutsche Hochschulen“ (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung).
Michel Jungwirth studierte an der Universität Wien Politikwissenschaften und forscht zu sozialen und munzipalistischen Bewegungen sowie institutionellem Rassismus. Als Teil von Solidarity City Berlin ist er aktiv an Auseinandersetzungen um Zugang zu Gesundheit und Bildung beteiligt.
Brigitte Kukovetz ist Bildungssoziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Uni Graz, Arbeitsbereich Erwachsenen- und Weiterbildung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Weiterbildung in der Migrationsgesellschaft, zivilgesellschaftliches Lernen, politische Bildung, irreguläre Migration.
Anne Kühne hat Soziale Arbeit an der FH Linz und Internationale Entwicklung an der Universität Wien studiert. Sie ist als Sozialarbeiterin bei PROSA – Projekt Schule für Alle! sowie in der Wohnungslosenhilfe in Wien tätig. Neben ihrer Arbeit engagiert sie sich im Netzwerk Afrique-Europe- Interact und ist Mitglied in der AG Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft der OGSA.
Gabi Lener ist Soziologin und VS-Direktorin in Wien.
Daniela Marzoch studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, ist ausgebildete Jugendarbeiterin, seit 2006 Mitarbeiterin der Kinderbüro Universität Wien GmbH und ist Projektkoordinatorin des UniClub.
Autor*innenkollektiv des Netzwerk MIKA, Migration – Kompetenz – Alphabetisierung. Das MIKA-Netzwerk war eine nationale Netzwerkpartnerschaft, die unter der Koordination der Wiener Volksschulen GmbH bzw. des lernraum.wien von 2008 bis 2018 die Professionalisierung der Lehrenden im Bereich Basisbildung/Alphabetisierung durch die Entwicklung von Materialien und Weiterbildungsangebote vorantrieb. Teil des Netzwerks waren die Vereine DANAIDA, das kollektiv, BILL-Institut für Bildungsentwicklung Linz, FRAUENSERVICE Graz, Projekt Integrationshaus, Frauen aus allen Ländern.
Elias Moser, Philosoph, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Karl-Franzens Universität Graz und Forscher bei der Plattform „Nano-Norms-Nature“ an der Universiät Wien.
Petra Neuhold ist schulheft-Mitherausgeberin, Soziologin und NMS-Lehrerin. Derzeit arbeitet sie am Institut für Elementar- und Primarbildung der Pädagogischen Hochschule Wien.
Lisa Oberbichler studierte Internationale Entwicklung und Bildungswissenschaften und ist Basisbildnerin sowie Mediatorin. Sie arbeitet als Pädagogische Leiterin sowie DaZ- und Basisbildungstrainerin bei PROSA – Projekt Schule für Alle!
Manfred Oberlechner ist Hochschulprofessor für Soziologie mit dem Schwerpunkt „Interkulturelles Lernen“ und „Migrationspädagogik“ an der Pädagogischen Hochschule Salzburg.
Daniela Rechling ist schulheft-Mitherausgeberin, Sozial- und Kulturanthropologin und arbeitet derzeit als DAZ-Basisbildungsunterrichtende bei LEFÖ.
Elke Renner ist schulheft-Mitherausgeberin, sie ist AHS-Lehrerin i. R.
Caterina Rohde-Abuba, Soziologin, ist Forschungsleiterin bei World Vision Deutschland e.V. und associate researcher beim Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Bielefeld.
Ilse Rollett ist Germanistin und AHS-Direktorin.
Philipp Salzmann studierte Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung und ist zertifizierter Erwachsenenbildner sowie Buddy-Koordinator im UniClub.
Frauke Schacht promoviert am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck im Forschungsbereich „Migration und Bildung“. Neben ihrer universitären Tätigkeit ist sie seit 2016 Obfrau des Vereines ARGE Schubhaft – Projekt FLUCHTpunkt (Hilfe-Intervention und Beratung für Flüchtlinge).
Miriam Scheffold ist akademische Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Sie verfasst aktuell ihre Dissertation in der Nachwuchsforschungsgruppe „Bildungskontexte Flucht“.
Paul Scheibelhofer ist schulheft-Mitherausgeber, er ist Assistenzprofessor am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck.
Annette Sprung ist Professorin am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Uni Graz, Arbeitsbereich Erwachsenen- und Weiterbildung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Migration, rassismuskritische Bildung, Erwachsenenbildung und politische Bildung.
Stefanie Schröder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung im Projekt „Wege von Geflüchteten an deutsche Hochschulen“ (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung).
Harald Stelzer ist Professor für Politische Philosophie an der Universität Graz. Er forscht zu Fragen von Heterogenität und Kohäsion in modernen Gesellschaften im Rahmen seiner kritischen Auseinandersetzung mit kommunitaristischen Positionen.
Amelie Stuart ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Weber-Kolleg in Erfurt. 2019 promovierte sie in Philosophie zum Thema globale Gerechtigkeit an der Universität Graz, zuvor studierte sie Soziologie und Philosophie und arbeitete zu Minderheitenrechten.
Marah Theuerl, Soziologin, ist Doktorandin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Von 2016 bis 2017 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin im Projekt „Branch Out. Starthilfe zum transkulturellen Lernen an der Hochschule“.
Nadja Thoma ist Universitätsassistentin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Sie forscht zu Bildung und pädagogischer Professionalisierung im Kontext von Migration und sozialer Ungleichheit, sprachlicher Heterogenität und Translation an Bildungsinstitutionen.
Holger Wilcke arbeitet am Berliner Institut für empirische Migrations- und Integrationsforschung sowie am Lehrstuhl Diversity and Social Conflict der Humboldt Universität Berlin zu migrantischen Kämpfen und deren Potentialen für gesellschaftliche Transformation.
Erol Yildiz ist Soziologe und Erziehungswissenschaftler. Er war zwischen 2008 und 2014 Professor für den Schwerpunkt „Interkulturelle Bildung“ an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Seit März 2014 ist er Professor für den Lehr- und Forschungsbereich „Migration und Bildung“ an der Universität Innsbruck.
Bestellen
Studienverlag: Schulheft 176
Kultur macht Schule
Kulturelle Bildung in der (Hoch-)Schule
Klappentext
Kulturelle Bildung wird in dieser Ausgabe des schulhefts explizit aus dem Blickwinkel ästhetischer Phänomene und künstlerischer Zugehensweisen und Wirkungsformen einer näheren Betrachtung unterzogen. Neben theoretischen Grundlagen zum Verständnis von kulturellen Bildungsprozessen in Schule und Hochschule geben Beispiele – wie in universitären Lehrveranstaltungen bzw. in der Lehrer*innenweiterbildung und in verschiedensten Schulprojekten – Auskunft über die Vielseitigkeit der Sichtweisen und der Handlungs- und Reflexionsperspektiven Kultureller Bildung.
Inhalt
Vorwort
Max Fuchs
Mehr kulturelle Bildung in der Schule?!
Die Geschichte der Schule als Geschichte der Schulkritik
Eckart Liebau
Teilhabe an Kultureller Bildung:
Die Schule als genuiner Kulturort
Michael Holzmayer
Dem Spiel der Kultur und Bildung entrinnt keiner! –
Pierre Bourdieus Konzept der rationalen Pädagogik
als Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit
Michael Wimmer
Kulturelle Bildung in Österreich
in Zeiten der rechten Kulturevolution
Christina Schweiger
Ein Beispiel für Kulturelle Bildung und künstlerisch-kulturelle Vernetzungsarbeit im österreichischen Schulsystem:
Das NCoC für Kulturelle Bildung
Ingrid Krottendorfer
Kulturelle Bildung an die Schulen:
Stärkung der Lehrperson durch den
Hochschullehrgang Kulturpädagogik
Nadja Köffler
Visualität und Kultur: Ein bilddidaktischer Beitrag zu Kulturen des
Sehens im Kontext der visuellen Bildung
Marion Thuswald, Elisabeth Sattler
Critical Diversity in der kulturellen
und sexuellen Bildung
Einblicke in das kunst- und sexualpädagogische Projekt Imagining Desires
Julia Köhler
Kulturelle Bildung in der (Aus-)Bildung angehender Lehrer*innen
Zwei Beispiele zu Möglichkeiten der Auseinandersetzung
mit Kultureller Bildung im Lehramtsstudium
Alexander Hoffelner
Aus der Unterdrückung!
Theaterpädagogische Wege zur Freiheit
Eva Scheibelhofer-Schroll
Theatrale Sinnräume. Kulturelle Bildungsräume
Bedeutsamkeit lebendiger Unterrichtsszenarien und Praxisimpulse für
performative Zugänge zum Lernen
Vera Schwarz, Fares Kayali, Petra Schwarz
Kulturelle Bildung und die digitale Revolution –
Empowerment durch Kreativität
Eveline Christof
Ästhetische Lernprozesse im Kontext
kultureller Bildung und deren Bedeutung
für die Schule
Autor*innenverzeichnis
Vorwort
Der Begriff Kulturelle Bildung erlebt in verschiedensten Zusammenhängen eine aktuelle Konjunktur. Die „vielseitige Verwendung in vielfältigen Praxis- und Wissenschaftskontexten lässt zudem erwarten, dass man es mit einer Pluralität unterschiedlichster Definitionen zu tun hat“ (Fuchs 2012, S.63). Innerhalb dieser Ausgabe des schulhefts beziehen wir uns auf jenen Definitionsansatz von Kultur, der im pädagogischen Feld ästhetisch-künstlerische Arbeitsformen anspricht. Demzufolge verstehen wir, mit Eckart Liebau argumentierend, Kulturelle Bildung „etwa in Abgrenzung zu Politischer Bildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Sportbildung oder andere – als Bildung, in der der Zusammenhang von Wahrnehmung, Ausdruck, Darstellung und Gestaltung der Welt vorrangig unter ästhetischen Gesichtspunkten in Rezeption und Produktion zum Gegenstand wird“ (Liebau et al. 2014, S.26).
Im Kontext von (Hoch-)Schule kann Kulturelle Bildung die verschiedensten Aufgaben und Funktionen haben. Hier stellt sich aktuell die Frage nach dem Stellenwert Kultureller Bildung im Hinblick auf die Qualität von Bildungsprozessen. Inwieweit sind Hochschule und Schule mitverantwortlich, Kinder und Jugendliche mit künstlerischen Ansätzen zu konfrontieren, um u.a. das Ausdrucks- und Gestaltungsvermögen bzw. eine differenzierte Wahrnehmung sowohl auf rezeptiver wie auch auf produktiver Ebene zu entwickeln oder, wie es Michael Göhlich und Jörg Zirfas formulieren, Leben, im Sinne einer kreativen und individuellen Aneignung von Welt in der Auseinandersetzung mit performativ-ästhetischen Praktiken, zu lernen (vgl. Göhlich/Zirfas 2007, S.189)?
Weiteren Fragen folgend, wirft diese Ausgabe einen beispielhaften Blick auf die Relevanz einzelner künstlerischer Zugänge innerhalb der Kulturellen Bildung in der (Hoch-)Schule, bzw. auf deren Einfluss, darauf, was für Angebote innerhalb von Aus-, Weiter- und Fortbildung in dem Themenbereich existieren und welche Konzepte Kultureller Bildung in den Schulen, auch in anderen Ländern (mit Blick auf Deutschland), derzeit erprobt werden.
Den Einstieg in den Themenbereich der Kulturellen Bildung macht Max Fuchs, indem er historisch-gesellschaftliche Einblicke in die Zusammenhänge von Politik und Pädagogik und die damit verbundenen Gefahren einer Trennung von „Gefühl und Verstand“ im Kontext der Diskussionen um Kulturelle Bildung gewährt. Der von Fuchs geprägte Begriff der Kulturschule wird prägnant zusammengefasst und in den Kontext der Kulturellen Bildung in Verbindung mit Schulentwicklungsprozessen gesetzt.
Eckart Liebau geht von der Schule als genuinem Ort der Kulturvermittlung aus, indem er in der Entwicklung von Wahrnehmung und Gestaltung eine wichtige pädagogische Aufgabe sieht. Wenn man erreichen will, dass Menschen in reichen Welten leben, also differenziert wahrnehmen und gestalten können, kommen notwendigerweise die Künste ins Spiel, so Liebau. Sowohl in der rezeptiven als auch in der produktiven Herangehensweise ermöglichen die Künste sowohl auf symbolischer wie auch auf praktischer Ebene eine reale Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Themen. Aber auch in der Lehrer*innenbildung sind, laut Liebau, ob der performativen Anforderungen an Lehrerinnen und Lehrer, künstlerische Zugänge von hoher Relevanz.
Michael Holzmayer beschreibt entlang der Bourdieuschen Theorie jene „feinen“ Unterschiede, die durch das sogenannte kulturelle Kapital entstehen. Der These folgend, dass Kinder aus kultivierten Milieus nicht nur kulturelles Kapital im objektivierten Sinne (Bücher, Musikinstrumente, Theatererfahrungen usw.) erben, sondern insbesondere die vertraute und natürliche Beziehung zu kulturellen Werken sowie die Fähigkeit, damit umzugehen, sie zu verstehen und zu genießen, bereits mitbringen. Die Schule, so Holzmayer, hat die Aufgabe, diese familiär erzeugten Ungleichheiten aufzuweichen und somit zu minimieren.
Hier knüpft Michael Wimmer mit der These an, dass das, was ein kunst- und kulturaffines Bürgertum als Errungenschaften der liberalen Demokratie über die letzten Jahre hinweg als Fortschritt gefeiert hat, aufgrund der wachsenden politischen Gegenreaktionen, u.a. auf die Globalisierung, in Frage gestellt wird. So beschreibt Wimmer in seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem momentan gesellschaftspolitisch propagierten Kulturbegriff, der vor allem in Deutschland, wo die Kulturelle Bildung als eine Art ‚Versöhnungsbegriff‘ Verwendung findet, so weit gefasst ist, dass fast alle mit Ästhetik,
Kunst, Kultur assoziierten Konzepte im Zusammenhang mit Schule und Bildung hineininterpretiert werden können. Mit dem spezifisch österreichischen Blick auf die momentanen (kultur-)politischen Entwicklungen gibt dieser Artikel viel ‚Stoff‘ zum Nachund Weiterdenken.
Als Leiterin des Bundeszentrums für schulische Kulturarbeit (ZSK) verweist Christina Schweiger auf die Potentiale der Vernetzung der verschiedenen am Bildungssystem beteiligten Institutionen und wird nicht müde, auf das Miteinander der künstlerisch-kreativen Fächer und der kulturtragenden und kunstvermittelnden Institutionen hinzuweisen.
Ingrid Krottendorfer beschreibt anschließend im Kontext der Lehrer*innenweiterbildung einen Hochschullehrgang, der zum Thema Kulturpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich angeboten wird und dessen Ziel es ist, interessierten Lehrerinnen und Lehrern sowohl auf rezeptiver wie auch auf produktiver Ebene künstlerische Praxis und Erfahrungen näher zu bringen, wobei der Prozess und weniger das Ergebnis zählt. Verschiedenste Lehrveranstaltungen machen es möglich, so Krottendorfer, die Absolventinnen und Absolventen zu bestärken, kulturelle Bildungsarbeit am eigenen Schulstandort zu leisten.
Auch in der Lehrer*innenausbildung gibt es einige interessante Ansätze, in denen Kulturelle Bildung in impliziter sowie expliziter Form zum Gegenstand gemacht wird. Nadja Köffler thematisiert in ihrem Artikel die Wirkmächtigkeit von visuellem Material. So stellt sie im Rahmen von Lehrveranstaltungen im Kontext der Lehrer*innenbildung an der Fakultät für LehrerInnenbildung der Universität Innsbruck Studierende vor die Aufgabe, visuelles Material (seien es nun Fotografien, Illustrationen, Graffiti etc.) zu gesellschaftlich relevanten Themen in gängigen Bilddatenbanken auszuforschen und ein Bild auszuwählen, das für sie die jeweilige Thematik am besten repräsentiert. Anhand interpretativer Ansätze macht Köffler auf die Interdependenz zwischen Kultur und Visualität aufmerksam und versucht so die Studierenden zu einem kritischen Blick zu ermuntern.
Marion Thuswald und Elisabeth Sattler geben Einblicke in das Projekt Imagining Desires, das als wissenschaftlich-künstlerisches Forschungs- und Bildungsprojekt am Institut für das künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden Künste Wien zwischen September 2017 und September 2019 durchgeführt wurde. Auch hier wird anhand von sexuell konnotierten Bildern aufgezeigt, wie es trotz einer scheinbar omnipräsenten sexualisierten Bilderflut an kritischer Auseinandersetzung fehlt und Kinder und Jugendliche mit Tabuisierung, Scham und Unsicherheit allein gelassen werden. Die Autorinnen beschreiben das Projekt im Überlappungsbereich zwischen Sexualpädagogik, Kunstpädagogik und in Verbindung mit kultureller Bildung, weil Fragen nach Begehren, Erotik, Sex, Lust und intimen Beziehungen relevante Aspekte menschlicher Selbst-, Welt- und Anderenverhältnisse berühren und sich damit Fragen, Ansprüchen und Problemlagen von Bildung stellen.
Julia Köhler gibt einen kurzen Einblick in zwei Lehrveranstaltungen an der Universität Wien, die Bachelor-Lehramtsstudierenden im Rahmen der allgemeinen bildungswissenschaftlichen Grundlagen einen forschenden Blick in Themenfelder der Kulturellen Bildung gewähren sollen.
In dem Text von Alexander Hoffelner wird deutlich gemacht, wie sehr die Potentiale einer spezifischen theaterpädagogischen Zugangsweise, dem Theater der Unterdrückten von Augusto Boal, sowohl im hochschulischen als auch im schulischen Bereich im Kontext Kultureller Bildung zu kritischem Denken und Handeln beitragen.
Eva Scheibelhofer-Schroll eröffnet einen praktischen Einblick in drei Projekte, die in einer NMS in der Steiermark stattfanden. Ausgehend von der Annahme, dass sich das kindliche Selbstbewusstsein durch aktives Handeln und nicht durch Zuhören oder Reproduzieren entwickelt und dass das Unterrichtsfach Theater eine Balance zwischen physischen und geistigen Aspekten des Lernens herstellt, trägt die aktive, künstlerische Bearbeitung von Themen, so Scheibelhofer-Schroll, dazu bei, ein weltoffenes, gesellschaftlich-historisches Problembewusstsein auszubilden.
In dem Beitrag von Vera Schwarz, Fares Kayali und Petra Schwarz verfolgen die Autor*innen anhand von drei Forschungsprojekten mit Kindern und Jugendlichen im Kontext digitaler Medien die Frage, wie an der Schnittstelle kultureller und technologischer Praktiken und Praxen kreativ-ermächtigende Zugänge und eine populärkulturelle Ausrichtung zu Kultureller Bildung beitragen können.
Der Beitrag von Eveline Christof beschäftigt sich mit Fragen der Kulturellen Bildung, insbesondere von ästhetischen Lernprozessen und deren Bedeutung für die Schule. Es wird danach gefragt, welchen Stellenwert Kunst und ästhetische Lernprozesse in der Schule haben bzw. welches Potenzial in ihnen liegt.
Wir hoffen, dass wir mit der vorliegenden Publikation das breite Spektrum Kultureller Bildung an und für (Hoch-)Schulen in Österreich
und über die Grenzen hinweg anreißen können, um zu kritischem Denken und Handeln aufzufordern, und wünschen viel Freude und Inspiration beim Lesen.
Eveline Christof und Julia Köhler
In den Beiträgen werden unterschiedliche Gender-Schreibweisen und Zitationsrichtlinien verwendet. Auch der Begriff Kulturelle Bildung kann sowohl groß als auch klein geschrieben werden.
AutorInnen
Redaktion
Eveline Christof
Julia Köhler
Univ.-Prof. Mag. Dr. Eveline Christof
Professur für Allgemeine Didaktik am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Fakultät für LehrerInnenbildung der Universität Innsbruck, Leiterin des Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung. Forschungsschwerpunkte Allgemeine Didaktik, Schulpädagogik, Lehrer/innenbildung, reflexionswissenschaftliche Forschung, qualitative Bildungsforschung.
Prof. Dr. Max Fuchs
Sprecher des Clusters Kritische Kulturpädagogik im Forschungsnetzwerk kulturelle Bildung. Mitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft. Vorsitzender der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (1992 bis 2007). Präsident des Deutschen Kulturrates (2001 bis 2013). Honorarprofessor für Erziehungswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Gutachtertätigkeiten für Ministerien, Stiftungen, Verbände und Hochschulen. Ehrenvorsitz der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder-und Jugendbildung und des Instituts für Bildung und Kultur in Deutschland.
Mag. Alexander Hoffelner BA
Studium der Geschichte und Lehramtsstudium GSkPB/GWK an der Universität Wien und Swansea University (UK); Universitätsassistent am Institut für LehrerInnenbildung der Universität Wien; BHS-Lehrer für künstlerische und Gesellschaftsfächer; Theaterpädagoge und Dozent im außerschulischen Bereich (Schauspiel/Improvisation/Forumtheater); Referent in der Lehrer*innenfortbildung; Schauspieler und Sprecher; Forschungsschwerpunkte: Bildung und Mündigkeit, Theaterpädagogik, Improvisation, Bildung und Schule.
Mag. Michael Holzmayer MA
Soziologe, arbeitet an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/
Krems und schreibt derzeit an seiner Dissertation im Dissertationsgebiet Soziologie
an der Universität Wien zum Thema Berufswahl von Lehramtsstudierenden.
Schwerpunkte Geschlechter- und Ungleichheitsforschung.
Univ.-Prof. DI Dr. Fares Kayali
Professor für Digitalisierung im Bildungsbereich am Zentrum für LehrerInnenbildung
der Universität Wien. Seine Forschung und Lehre findet im interdisziplinären
Spannungsfeld zwischen Informatik, Didaktik und Gesellschaft
statt. Dabei beschäftigt er sich unter anderem mit Nutzer*innen-zentriertem
Design, kritischen Aspekten des digitalen Wandels und digitalen Spielen.
Mag. Nadja Köffler, MA PhD
freischaffende (Bild-)Redakteurin. Post-Doctoral-Researcher am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung an der Universität Innsbruck im Feld der visuellen und (inter-)kulturellen Bildung sowie Medienethik. Seit 2019 Mitglied der Bildredaktionsklasse an der Ostkreuzschule für Fotografiein Berlin. Lehrt zurzeit an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Innsbruck im Feld der Visual Studies und ist Gastdozentin an der Faculty of Arts am Beit Berl College in Israel. Gastwissenschaftlerin u.a. an der Hebrew University (Israel). Publikationen zum Thema visuelle Bildung, Foto-Pädagogik und Bildepistemologie.
Mag. Dr. Julia Köhler
Schauspielstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst, Wien, Abteilung Max Reinhardt Seminar. Studium der Bildungswissenschaft an der Universität Wien. Senior Lecturer am Zentrum für Lehrer/innenbildung der Universität Wien, Lektorin an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Co-Leitung der Bundesarbeitsgemeinschaft Theater in der Schule (BAGTIS). Arbeitsschwerpunkte: Theaterpädagogik, Kulturelle Bildung.
Mag. Ingrid Krottendorfer
Leiterin der Hochschullehrgänge Kulturpädagogik und Kulturelle Bildung in
und mit Museen an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich
Schwerpunkt Kulturelle Bildung an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich
Mitarbeiterin des Bundeszentrums für schulische Kulturarbeit (ZSK), Lehrtätigkeit
an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, seit 2008 an
der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, seit 2013 im ZSK, bis 2015
AHS-Lehrerin
Ausbildung: Studium der Anglistik und Amerikanistik und Geschichte an der
Universität Wien.
Prof. Dr. Eckart Liebau
Mitglied und Vorsitzender des Rats für Kulturelle Bildung. Seit 2010 Inhaber
des UNESCO-Lehrstuhls für Kulturelle Bildung (2010 bis 2019). Leiter der
Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik. Inhaber des Lehrstuhls
für Pädagogik II und Vorstand am Institut für Pädagogik der Philosophischen
Fakultät I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (1992 bis
2014).
Univ.-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Sattler
Elisabeth Sattler arbeitet als Bildungswissenschaftlerin am Institut für das
künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie lehrt
und forscht zu Bildung, Lehren und Lernen, pädagogische Anthropologie und
Subjektivitätstheorien u.a.m. Gemeinsam mit Marion Thuswald publizierte
sie den Sammelband teaching desires. Möglichkeitsräume sexueller Bildung
im künstlerisch-gestalterischen Unterricht (Wien 2016) und leitet das Projekt
Imagining Desires (www.imaginingdesires.at).
Eva Scheibelhofer, MA
Pädagogin: Englisch, Bewegung & Sport, Drama- und Tanzpädagogin. Dramapädagogikausbildung,
Tanzpädagogikausbildung am Institut für Tanzpädagogik
und Ausdruckstanz. Master of Dance Fusion bei saluto aesthetic, Akademie für Bewegungskultur. Regieausbildung bei Marcelo Diaz. Gründung
der Drama & Dance Group (2007). Seit 2008 Mitarbeit im Lebensfach „Glück
macht Schule“ (PHSt). Modulverantwortliche für „Der Körper als Ausdrucksmittel“.
Leitung der LAGTIS Steiermark. Buchautorin.
Petra Schwarz
Lehrerin für Spanisch, Psychologie/Philosophie und Berufsorientierung. Empowerment von Schüler*innen in allen Bereichen ist ihr ein wichtiges Anliegen.
Vera Schwarz
Politikwissenschafterin, Erwachsenenbildnerin und Dissertantin an der Universität Wien. Als Forscherin lässt sie sich von einem intersektionellen Blick leiten, insbesondere auf class, race und gender. Spielerische Zugänge stellen dabei eine Verbindung zwischen ihrer wissenschaftlichen und pädagogischen Tätigkeit dar.
MMag. Dr. Christina Schweiger
Leitung des NCoC für Kulturelle Bildung sowie Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich Ausbildung: Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Lehramtsstudium der Bildnerischen Erziehung an der Akademie der bildenden Künste in Wien und der Germanistik an der Universität Wien, Doktorat in Germanistik an der Universität Wien
Mag. Marion Thuswald
Marion Thuswald arbeitet als Bildungswissenschaftlerin am Institut für das künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie lehrt und forscht zu Themen wie sexuelle Bildung und Kunstpädagogik, pädagogische Professionalisierung und partizipative Forschung. Sie promoviert zu sexualpädagogischer Professionalisierung in der Lehrer_innenbildung und leitet gemeinsam mit Elisabeth Sattler das Projekt Imagining Desires (www.imaginingdesires.at).
PD Dr. Michael Wimmer
Gründer und Geschäftsführer von EDUCULT (bis 2017). Dozent an der Universität für angewandte Kunst Wien, Lehrbeauftragter am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie am Zentrum für Lehrer*innenbildung, Universität Wien. Berater des Europarats, der UNESCO und der Europäischen Kommission in kultur- und bildungspolitischen Fragen aktiv. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Internationalen Konferenz für Kulturpolitikforschung (iccpr).
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