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Heft 121

Mauthausen und andere Orte

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Klappentext

Noch viele Generationen nach uns wird das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen Fragen aufwerfen und deshalb nicht so bald aus dem österreichischen Gedächtnis schwinden.
Wie steht es aber mit den "anderen Orten", mit den "vergessenen" NS-Mordstätten und verdrängten Verbrechen vor unserer Haustüre? Wie steht es mit den verschwiegenen Narben und Wunden, die das System "Mauthausen" so massenhaft in den Seelenlandschaften hinterlassen hat? Die Beiträge dieses schulheftes sind ein erster Versuch, diesen Fragen nachzugehen und Bausteine für eine bewusstseinsbildende Erinnerungsarbeit bereit zu stellen.

Inhalt

Peter Gstettner
Vorwort: Mauthausen - ein Thema für Generationen

Andreas Baumgartner
Weibliche Häftlinge im KZ-Mauthausen
Eine Spurensuche

Esther Bauer
"Ich wurde in Mauthausen befreit"

Brigitte Halbmayr
NS-Verfolgung und sexualisierte Gewalt gegen Frauen

Anita Farkas
Weibliche Konzentrationshafterfahrungen ziehen Spuren von Seelenverletzungen in die Gegenwart

Helga Amesberger
Die Bedeutung von Trauma im Forschungsprozess

Nadja Danglmaier
Schweigen oder sprechen?
Intergenerative Kommunikation in Familien Überlebender des Holocaust

Hans Haider
Abschied von Helene Weiss - die "Sidonie" von Klagenfurt

Anita Farkas
Der lange Weg zur Erinnerung
Vom anonymen Massengrab zum Denkmal der Namen

Nadja Danglmaier
Thea M. Rumstein, geboren 1928 in Wien.
Eine Überlebensgeschichte

Rupert Huber
Lasst kein Gras wachsen über die bösen Erinnerungen
Erinnerungskultur in Gallneukirchen

Martin Krist
Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen mit Schülerinnen und Schülern.
Ein Erfahrungsbericht

Peter Malina
Mehr als Zahlen, Daten und Fakten?
Das Konzentrationslager Mauthausen in österreichischen Geschichtslehrbüchern

Buchrezensionen
Walter Kohl
Gernot Haupt
Lisa Rettl

Vorwort

Mauthausen - ein Thema für Generationen

"Wir stellen der Geschichte viele Fragen. Nicht immer kann sie sie beantworten", meint Lucie Varga an einer Stelle in ihren mentalitätshistorischen Studien 1936-1939, die wohl nicht zufällig unter dem Titel "Zeitenwende" erschienen sind.1

Vielleicht haben wir auch nicht immer die richtigen Fragen an die Geschichte gestellt. Oder vielleicht hat die Geschichte unsere Fragen anders beantwortet, weil die etatistische Geschichtsschreibung selbst andere Interessen verfolgte, weil sie die (österreichische) Mentalität in Rechnung und das "nationale Interesse"
am präsentablen Selbstbild in den Vordergrund stellen wollte?

Im vergangenen Jahr 2005 widmete sich die nationale Geschichtsschreibung in Österreich - in Form von staatstragenden Ausstellungen - jedenfalls der anderen Zeitenwende. Von einer restaurierten Burg in Niederösterreich, der Schallaburg, tönte es den BesucherInnen von nah und fern entgegen: "Österreich ist frei". Gemeint war mit diesem Freudenruf aber nicht die Befreiung vom Nazijoch, das man 1938 bis 1945 gar nicht unerfreut auf sich genommen hatte. Gemeint war folglich auch nicht die Befreiung der Häftlinge aus den Arbeits-, Gestapohaft- und Konzentrationslagern. Mit diesem wahren Terrornetzwerk hatten die Nazis Österreich übersät, um den Widerstand zu brechen und die Rüstungswirtschaft für den "Endsieg" fit zu machen.

Alle brillanten staatlichen Inszenierungen der (fast) unbeschädigten österreichischen Identität, die die "Erfolgsgeschichte der 2. Republik" begründet, werden jedoch die unangenehmen "Fragen an die Zeitenwende", die Fragen an unsere Geschichte vor und nach 1938 nicht zum Erliegen bringen. Und das ist die
These in diesem schulheft mit dem Schwerpunkt "Mauthausen": Es werden noch viele Generationen nach uns Fragen an das historische und kulturelle Vermächtnis der NS-Zeit haben, Fragen, die vielleicht weniger an die traditionelle Geschichtsschreibung gerichtet sind, sondern an die gesellschaftskritischen Sozial-, Kultur- und Humanwissenschaften.

Noch für viele Generationen nach uns wird "Mauthausen" Fragen aufwerfen. Diese werden nicht im neuen Besucherzentrum von Mauthausen, nicht auf den Homepages und auch nicht von den Audio-Gides beantwortet werden. Ob Österreich künftig überhaupt zu Antworten fähig sein wird, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob es der zweiten, dritten, vierten usw. Generation gelingt, in diesem Land eine "Erinnerungskultur" aufzubauen und zu pflegen, die diesen Namen auch verdient. Und dies ist nicht auf den Ort Mauthausen begrenzt. Im Gegenteil: Das "Erinnern an Mauthausen" ist in den letzten Jahren ganz gut
ausgebaut und staatlich abgesichert worden. Hier besteht kaum die Gefahr, dass Mauthausen aus dem österreichischen Gedächtnis schwindet. Die Mauthausen-Gedenkstätte verzeichnet eine hohe Besucherfrequenz. Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen findet sich auch schon in so manchen Geschichtelehrbüchern (siehe dazu den Beitrag von Peter Malina). Die didaktische Annäherung an Mauthausen wird von kreativen und
engagierten PädagogInnen vorangetrieben (vgl. die Beiträge von Rupert Huber und Martin Kirst).

Wie steht es aber mit den "anderen Orten", mit den vergessenen und/oder verschwiegenen Narben und Wunden, die Mauthausen so massenhaft in den Seelenlandschaften geschlagen und hinterlassen hat? Vorausgesetzt, Mauthausen ist nicht nur eine Ortsbezeichnung und der Begriff "Erinnerungskultur"
soll nicht nur ein Etikettenschwindel für die Konjunktur nationaler Selbstbeweihräucherung sein, liegt der Hauptteil der bewusstseinsbildenden Erinnerungsarbeit in Österreich noch vor uns. Auch wenn die Regierenden geneigt sind, die Akte "Gedenkjahr 2005" eilig zu schließen und die Aufarbeitung der NSGeschichte
als erfolgreich abgehandelt und folglich als "erledigt" zu betrachten, stehen wir im Grunde erst am Anfang des Begreifens, was damals geschehen ist, was tatsächlich "Geschichte" ist, was als Wunden und Narben bleiben wird und was - als Auftrag für die Zukunft - Erinnerung und Gedenken bedeuten könnten und müssten.

In diesem schulheft haben sich unsere Autorinnen und Autoren jener Themen angenommen, die in die unmittelbare und unabgeschlossene Zukunft des Erinnerns im Umkreis von Mauthausen weisen.

Andreas Baumgartner geht in einer quantitativ und örtlich differenzierten Übersicht den Spuren von weiblichen Häftlingen im KZ-Netzwerk nach und beweist, dass "Mauthausen" an vielen Orten war und dass Frauen im Widerstand und Frauen als Opfer von NS-Gewalt in diesem Zusammenhang relevante Themen sind.

Die Frauen im Widerstand, ihre erst in Ansätzen erfragten und erforschten Erfahrungen in Konzentrationslagern, die vielfältigen Verletzungen, die ihnen in einer sexistischen und rassistischen KZ-Männergesellschaft zugefügt wurden, stellen die Essenz der meisten Beiträge in diesem Themenheft dar. Aus einer
deutschen jüdischen Familie stammend liefert uns Esther Bauer als Zeitzeugin einen authentischen Bericht zu diesem Thema.

Brigitte Halbmayr hat in vielen Gesprächen mit Frauen, die den Holocaust überlebt haben, Forschungsergebnisse über sexualisierte Gewaltausübung in KZs gesammelt. Sie analysiert die Auswirkungen des Terrors, der sich gegen die widerständigen und unangepassten weiblichen Existenzformen richtete. Helga
Amesberger berichtet von den weiblichen Möglichkeiten und Verarbeitungsformen, mit traumatischen Verletzungen umzugehen und darüber zu sprechen. Dabei geht es nicht nur um das (therapeutische) Sprechen der Verletzten. Auf dem Prüfstand steht die den Erfahrungen der Opfer angemessene Kommunikation zwischen
den Generationen.

Auch Nadja Danglmaier geht in ihrem Forschungsprojekt der Problematik "Schweigen oder Sprechen" nach. Wie damit in betroffenen Familien umgegangen wird, zeigt sie anhand von einigen Beispielen. In einem anderen Beitrag von ihr kommt Thea M. Rumstein, geboren 1928 in Wien, zu Wort. Es ist ein biografischer Report darüber, wie dramatisch sich für jüdische Familien in Österreich 1938 die "Zeitenwende" auswirkte. Wie für Esther Bauer war auch für Thea Rumstein das KZ Mauthausen eine Art "Endstation", ein absoluter Tiefpunkt menschlicher Existenz, bei dem die Sprache der Erinnerung zu versagen droht.

Anita Farkas untersucht die weiblichen Konzentrationslagererfahrungen exemplarisch an einer Gruppe, die an einem "verschwiegenen Ort" lange Zeit vergessen war. Es handelt sich um die Opfergruppe der Zeugen Jehovas, im vorliegenden Fall um "Bibelforscherinnen" im Mauthausen Außenlager in St. Lambrecht in der Steiermark. Die Namen der Opfer und die Einzelschicksale der Frauen sind der Dreh- und Angelpunkt dieser Studie. Bis es jedoch zu diesem Stadium der Rückgabe von Opfer- Namen und -Identitäten kommt, ist ein "langer Weg der Erinnerung"zu gehen. Wie die Autorin in ihrem zweiten Beitrag "Vom anonymen Massengrab zum Denkmal der Namen" zeigt, kann dieser Weg zu einem öffentlichen Bekenntnis führen, im vorliegenden Fall zu einer neuen Gedenkstätte beim Mauthausen Nebenlager in Peggau/Hinterberg.

Um eine Spurensuche der besonderen Art geht es auch Hans Haider, wenn er mit SchülerInnen einer vierten Hauptschulklasse die Geschichte des aus Kärnten verschleppten Sinti-Mädchens Helene Weiss rekonstruiert. Wie bei fast allen Opfergeschichten hat sich die Nachkriegsgesellschaft sehr bedeckt gehalten, als es
nach 1945 um die Frage der Verantwortung der Täter ging.

Über Ergebnisse der Täterforschung, die ebenfalls noch Generationen beschäftigen wird, zu berichten, war nicht Aufgabe dieses Themenheftes. Dennoch soll die Feststellung erlaubt sein, dass auch schon lange vor dem "Gedankenjahr" 2005 die Regierung auch ein offenes Ohr für revisionistische Stimmen hatte, die Deserteure
der Wehrmacht schmähten und die den Widerstand gegen die Nazis heruntermachten. Dass die Regierungsparteien ein Herz zeigten für Forderungen nach "Entschädigungen" für die österreichischen Frontkämpfer und ehemaligen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion, ist ebenfalls eine Tatsache.

Mit Blick auf die Täter, die in der Regel bis ins hohe Alter ihre österreichische Pension genießen konnten und von allen lästigen Fragen der Staatsanwaltschaft unbehelligt blieben, bleiben die anklagenden Worte des Schriftstellers Soma Morgenstern über der österreichischen Erinnerungslandschaft wie eine dunkle
Wolke bestehen: "Die rechtlose Welt, sie schickt sich bereits an, zu vergessen, was man uns und ihr angetan hat. Aus allen falschen Kehlen bricht schon ein Geschrei aus: Barmherzigkeit. Barmherzigkeit für wen? Für die Opfer? Nein, Barmherzigkeit wollen sie für die Henker ..."2

Anmerkungen:

1 Lucie Varga: Zeitenwende. Mentalitätshistorische Studien 1936-1939.
Herausgegeben von Peter Schöttler. Frankfurt 1919. Lucie Varga, geboren
1921 als Rosa Stern in Baden bei Wien, gestorben 1941 in Toulouse,
war Historikerin und Autorin in der berühmten französischen
Zeitschrift Annales, die u.a. auch durch ihre Kritik am nationalsozialistischen
Deutschland hervorgetreten ist.

2 Soma Morgenstern: Die Blutsäule. Zeichen und Wunder am Sereth.
Berlin 2000. Soma Morgenstern, 1890 in Galizien geboren und in jüdischer
Tradition aufgewachsen, studierte in Wien Jus. Wegen seiner
jüdischen Herkunft und seiner Berufstätigkeit als Kulturkorrespondent
bedeutender deutscher Zeitungen musste er 1938 fliehen. Nach
mehreren Internierungen in Frankreich gelang ihm schließlich die
Flucht nach Amerika, wo er 1946 die Staatsbürgerschaft erhielt und
1976, von der Öffentlichkeit unbeachtet, starb.

AutorInnen

Redaktion

Peter Gstetner

 

AutorInnen

Helga Amesberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Konfliktforschung, Wien

Esther Bauer, Holocaust-Überlebende der KZs Theresienstadt, Auschwitz, Freiberg, Mauthausen; lebt in New York

Andreas Baumgartner, Sozialwissenschafter und Universitätslektor in Wien, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Archivs der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Nadja Danglmaier, Netzwerkkoordinatorin für Kärnten des Projekts "Nationalsozialismus und Holocaust - Gedächtnis und Gegenwart"

Anita Farkas, Gastlektorin am Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt

Peter Gstettner, Univ.Prof. für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Mitglied im Mauthausen Komitee Österreich, Initiative "Gedenkstätte Loibl KZ Nord"

Hans Haider
, AHS-Lehrer in Villach

Brigitte Halbmayr, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Konfliktforschung, Wien

Rupert Huber, Arbeit in der Erwachsenenbildung und in der Betreuung und Entwicklung der Öffentlichen Bibliotheken; Gallneukirchen

Martin Krist, AHS Lehrer, Wien

Peter Malina
, Historiker, Wien

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