Musikerziehung = musikalische Bildung?
Zum Stellenwert von Musik in der Schule
Klappentext
Ausgehend von Überlegungen zum Stellenwert der künstlerischen Fächer in der Schule, wird in dieser Ausgabe des schulhefts zum einen explizit auf die Vermittlung von Musik aufmerksam gemacht, zum anderen werden die verschiedensten Wege innerhalb der LehrerInnenbildung und des Berufseinstiegs beleuchtet. Von allgemeinen Gedanken zur Kulturellen Bildung über die Frage der Vermittlung von Musik in der Schule bis hin zu verschiedenen Facetten der LehrerInnenbildung wird auf die Relevanz von Musikerziehung hingewiesen.
Inhalt
Vorwort
Julia Köhler
Kulturelle Bildung als pädagogische Aufgabe von Schule
Jürgen Oelkers
Gehört Musik in die Schule der Zukunft?
Axel Petri-Preis
„Die Schule kann das nicht alleine stemmen.“
Subjektive Theorien einer Musikerin zu ihrem Handeln im schulischen Kontext
Viktoria Laimbauer
Jedes Kind hat eine Stimme
Gespräch mit einem Superar-Chorleiter aus Wien
Isolde Malmberg
Musikpädagogischen Eigensinn entwickeln helfen
Zum Empowerment der MentorInnen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Zusammenhänge mit der Betreuungsarbeit
Christoph Milleschitz, Christian Winkler
Als TaucherIn in der Wüste?
Was junge MusiklehrerInnen wirklich brauchen!
Leonore Donat
Musikunterricht in der Volksschule als Grundlage für die weitere musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen. Utopie oder Wirklichkeit?
Wilfried Aigner, Michael Huber, Brigitte Lion
Quereinstiegsstudium Lehramt Musikerziehung – eine besondere Herausforderung für eine spezielle Zielgruppe
Wilfried Aigner
Perspektiven der Musiklehrendenbildung in Zeiten des Wandels
Musikpädagogik angesichts der aktuellen Entwicklungen Heterogenität, Digitalisierung und Reform der Lehrendenbildung
Eveline Christof
Musikerziehung oder musikalische Bildung?
Berufsbezogene Überzeugungen (angehender) Musiklehrerinnen und Musiklehrer zu ihrem Selbstbild zwischen Pädagogik und Kunst
Reinhard Blum & Christian Kraler
Zur Bedeutung der Klavierpraxis für den modernen Musikunterricht
AutorInnen
Vorwort
Künstlerische Auseinandersetzungen nehmen in der Geschichte der Menschheit, vor allem in der Kulturgeschichte eine ganz zentrale Stellung ein. Mit den Unterrichtsfächern Lesen, Schreiben und Rechnen gehört Musik zu den ältesten Schulfächern und blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück. Musik ist aus den Schulen auch deshalb nicht wegzudenken, weil sie das Schulleben oft maßgeblich mit verschiedensten Angeboten und performativen Ereignissen prägt. Dieser wichtigen Funktion steht jedoch dem Gegenstand Musikerziehung im Kanon der Fächer eine vergleichsweise niedere Stellung gegenüber. Es ist auch jenes Fach, das die SchülerInnen nicht selten spaltet: Sind die einen vom Fach begeistert, lehnen es die anderen kategorisch ab, weil sie keinen persönlichen Zugang zur Musik finden bzw. finden können. Diese Spannungsfelder lassen sich nicht einfach auflösen, indem man die Schulstunden des Faches Musikerziehung (oder sollte man das Fach nicht eher musikalische Bildung nennen?) per Erlass verdoppelt oder gar verdreifacht und es so zu einem „Hauptfach“ erhebt. Was ist nun die Eigenlogik dieses Schulfaches, welches sind seine Ziele, von welchen Werten geht es aus, wie lassen sich die beiden Pole Bildung und Erziehung in einem Fach verbinden, bzw. lassen sie sich überhaupt verbinden? „Das schulische Bildungsangebot setzt eine exklusive Hierarchie von Fächern voraus und damit zusammenhängend die Unterscheidung von Kern und Rändern. Dahinter steht eine deutliche Nutzenkalkulation. Die Schule dient nicht einfach der Bildung, vielmehr setzt der Staat Ressourcen ein, damit Mindeststandards vermittelt werden, die lebenstauglich sein sollen. Auf dieser Linie ist Mathematik wichtiger als Musik und erhält im Curriculum signifikant mehr Zeit, obwohl der Bildungswert beider Fächer identisch ist.“ (Oelkers 2012, 152)
Das schulheft widmet sich in dieser Ausgabe den Fragen rund um den Status der künstlerischen Fächer in der Schule. Welchen Stellenwert hat das Fach Musikerziehung im Fächerkanon? Wie sehen die Musiklehrenden sich selbst und wie werden sie von den LehrerInnen anderer Fächer wahrgenommen? Wer bestimmt den Wert der Fächer? Woher leiten sich Definitionen wie die der sogenannten „Haupt- und Nebenfächer“ ab? Welchen Stellenwert hat Kunst und Kunsterziehung in der Schule? Wer bestimmt diesen Stellenwert? Darüber hinaus wirft diese Ausgabe einen Blick auf im Unterricht stehende MusiklehrerInnen und angehende MusiklehrerInnen, also Studierende des Lehramtsfaches Musikerziehung. Gefragt wird nach dem Selbstverständnis der Musiklehrenden, wie sie sich selbst und ihre Stellung in der Schule sehen, und es werden Perspektiven und Herausforderungen der Musiklehrendenbildung thematisiert.
Ebenso wird das Spannungsfeld Erziehung und Bildung im Bereich der konkreten Umsetzung von musikalischem Wirken im Schulfeld thematisiert, insbesondere im Hinblick auf ästhetische Erfahrungen und interdisziplinäre Zugänge in diesem Bereich.
Die Sichtweise von Musik in der Schule wird in den verschiedenen Schulstufen bzw. Schularten beleuchtet, von der Elementarpädagogik über die Grundschule bis zum Bereich NMS und AHS.
Wilfried Aigner, Eveline Christof & Julia Köhler
In den Beiträgen werden unterschiedliche Gender-Schreibweisen verwendet. Die Redaktion hat dies den AutorInnen freigestellt.
AutorInnen
Redaktion
Wilfried Aigner
Eveline Christof
Julia Köhler
Wilfried Aigner: MMag. PhD, Senior Scientist am Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), Stv. Leiter des Koordinationszentrums Lehramt der mdw, Vorsitzender der Studienkommission Lehramt. Arbeitsschwerpunkte: Musikdidaktik, Technologie & Musikunterricht, Design-based Research (DBR) und entwicklungsorientierte Bildungsforschung im musikpädagogischen Kontext.
Reinhard Blum: Mag., Abteilungsleiterstellvertreter Musikpädagogik und Curricularvorsitzender (Standort Innsbruck), seit 1997 Dozent für Klavierpraktikum am Innsbrucker Department für Musikpädagogik der Universität Mozarteum Salzburg. Er beschäftigt sich in Forschung und Lehre schwerpunktmäßig mit instrumentaldidaktischen, klaviermethodischen und bildungswissenschaftlichen Fragestellungen im Bereich Schulpraktisches Klavierspiel.
Eveline Christof: Assoz. Prof. Mag. Dr., assoziierte Professorin an der Fakultät für LehrerInnenbildung der Universität Innsbruck und Leiterin des Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung. Sie lehrt und forscht in den Bereichen Schulpädagogik, LehrerInnenbildung, reflexionswissenschaftliche Forschung, qualitative Bildungsforschung.
Leonore Donat: Mag. Dr., Lehrende an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) in der Primarstufenausbildung sowie im Quereinstiegsstudium Musikerziehung in Kooperation mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung Österreich (AGMÖ). Arbeitsschwerpunkte: Fachdidaktik Musik, Musikwissenschaft.
Michael Huber: Assoz. Prof. für Musiksoziologie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), Vorstandsmitglied im Österreichischen Musikrat und im Alumni Netzwerk Musikpädagogik Wien.
Julia Köhler: Mag. Dr., Senior Lecturer am Zentrum für Lehrer/innenbildung der Universität Wien, Lektorin an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Co-Leitung der Bundesarbeitsgemeinschaft Theater in der Schule (BAGTIS). Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Theaterpädagogik, Kulturelle Bildung.
Christian Kraler: Univ.-Prof. Mag. Dr., Professur für LehrerInnenbildung und Lernforschung am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, Universität Innsbruck. Forschungs- und Arbeitsschwerpunk-te: interdisziplinäre und internationale LehrerInnenbildungsforschung, Lern- und Bildungsgangforschung, Struktur und Philosophie formaler Bildungssysteme, https://www.uibk.ac.at/ils/mitarbeiter/christian-kraler/
Viktoria Laimbauer: arbeitet als Volksschullehrerin und studiert Soziologie an der Universität Wien.
Brigitte Lion: Mag. Dr., seit 2015 Beratung des Rektorats der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) in Sachen PädagogInnenbildung und hochschuldidaktische Weiterbildungsangebote. 2002–2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikpädagogik der mdw. Coaching in der Übergangsphase vom Studium in den Beruf, Mitge-
staltung der MentorInnenausbildung in Kooperation mit der Universität
Wien, Institut für Bildungswissenschaften. Freiberuflich tätig als Super-
visorin und Coach.
Isolde Malmberg: Prof. Mag. Dr., Professorin für Musikpädagogik am Institut
für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Hochschule für Musik
und Theater Rostock. Sie lehrt und forscht in den Bereichen Fachdidaktik
Musik, Mentoring und die Berufseinstiegsphase, Transkulturalität, Pro-
jektunterricht, Practitioner Research.
Christoph Milleschitz: Studium Musikerziehung sowie Bewegung und Sport
Lehramt. Unterrichtstätigkeit am Bundesgymnasium Wien 8, Jodok-
Fink-Platz.
Jürgen Oelkers: Prof. em. Dr., Professor für Allgemeine Pädagogik an der
Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Pädagogik/
Reformpädagogik; Bildungspolitik und Bildungsentwicklung; Demokratie
und Erziehung, zahlreiche Drittmittelprojekte und Expertisen. Mitglied im
Bildungsrat des Kantons Zürich (1999–2011), seit 2011 Mitglied im Fach-
hochschulrat. Mitherausgeber der Zeitschrift für Pädagogik seit 1984. He-
rausgeber der Reihe „Explorationen: Studien zur Erziehungswissenschaft“.
Axel Petri-Preis: Univ.-Ass Mag. art., Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien (mdw), Fachbereiche Allgemeine Musikpädagogik und Musik
im Dialog (Musikvermittlung/Community Music). Arbeitsschwerpunkte:
Musikdidaktik, (außerschulische) Musikvermittlung.
Christian Winkler: Mag. Dr., Systemischer Psychotherapeut, Supervisor und
Coach. Mitarbeiter an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/
Krems (KPH), Schwerpunkte: Supervision/Coaching, Beratung, Schul-
entwicklung, Persönlichkeitsbildung, Kommunikationstraining, Kon-
fliktmanagement, EBIS-Berater, Studienleitung des Hochschullehrgangs
Schulentwicklungsberatung.
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Studienverlag: Schulheft 172