SchulRäume.
Einblicke in die Wirkkraft neuer Lernwelten
Klappentext In dieser Ausgabe des schulhefts geben AutorInnen aus unterschiedlichen Disziplinen und Tätigkeitsbereichen (Bildungswissenschaft, Kulturwissenschaft, Architektur, Schulpraxis) Einblick in ihre jeweiligen Perspektiven. Es wird der Zusammenhang von Raumstrukturen auf schulische Interaktions-, Lern- und Lehrprozesse beleuchtet sowie Implikationen für eine erstrebenswerte Gestaltung von Bildungsräumen aufgezeigt. Vorwort Kathrin Eveline Plank & Katharina Asen-Molz Christian Timo Zenke Wolfgang Schönig & Christina Schmidtlein-Mauderer Karin Schwarz-Viechtbauer & Brigitte Rabl Katharina Rosenberger Doris Lindner & Katharina Rosenberger Michael Zinner Brigitte Rechberger Franz Ryznar Christine Simone Egeler Ingrid Teufel AutorInnen Vorwort Die Beschäftigung mit dem Thema „Schule und Raum“ ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blick gekommen. Zahlreiche Publikationen und Veranstaltungen widmeten sich diesem Thema aus unterschiedlichsten Perspektiven. Vor allem im Zusammenhang mit Schulneu- und Schulumbauten kann mittlerweile auf eine anregende Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie der Bildungswissenschaft, der Soziologie und der Architekturwissenschaft, verwiesen werden. Vor allem im Lichte aktueller Entwicklungen im Bildungswesen, wie beispielsweise dem Bestreben nach einer inklusiven Schule, der Verstärkung ganztägiger Schulformen oder dem Bemühen, mit offenen Unterrichtsformen der heterogenen SchülerInnenschaft pädagogisch sinnvoll zu begegnen, werden Intentionen und Wirkungen von Raumstrukturen auf die Interaktionen und die Kommunikation in pädagogischen Settings diskutiert. Dieser Austausch ist für nachfolgende Entwicklungen essentiell, gilt es doch, Ansprüche der Architektur mit den Vorstellungen von PädagogInnen unter einen Hut zu bringen. Es zeigt sich, dass es hier noch viel Entwicklungspotential gibt. Vor allem die Partizipationsprozesse in Planungsphasen wie auch die Berücksichtigung der Erfahrungen jener, die diese Bauten nutzen, sind noch wenig thematisiert und erforscht. Der vorliegende Band des schulhefts entspringt einem Forschungsprojekt, das genau diese Schnittstelle näher untersuchte. Im Zuge der Errichtung des Schulcampus Hauptbahnhof in Wien, der 1.100 Kindern vom Kindergartenalter bis zur Sekundarstufe1 eine ‚pädagogische Heimat‘ bieten soll, entwickelte das Architekturbüro PPAG mit PSLA Architekten auch passendes Schulmobiliar. Bestandteil davon sind Schultische, die so konzipiert sind, dass sie ein möglichst kollaboratives Arbeiten und bewegtes Lernen unterstützen sollen. Um zu untersuchen, ob die Tische, die sich durch eine unregelmäßige Tischfläche und Erwachsenenhöhe auszeichnen, in der pädagogischen Praxis auch ‚funktionieren‘, wurde eine Klasse der Praxisvolksschule KPH/Wien für einige Wochen zur Hälfte damit ausgestattet. Wir begleiteten diesen Versuch und stellten schon nach kurzer Zeit fest, dass es Hinweise auf interessante Effekte auf das Unterrichtsgeschehen gab. So entstand die Idee, die Wirkung der Schulmöbel (Tische wie passende Sessel) empirisch genauer zu beforschen. Einen näheren Einblick dazu erhalten Sie in den Beiträgen von Katharina Rosenberger sowie Doris Lindner und Katharina Rosenberger in diesem schulheft. Im Zuge des Forschungsprozesses wurde klar, dass die Thematik der Klassenausstattung nicht nur im Bereich der Wissenschaften und der Architektur, die die pädagogische Perspektive als interessante Bereicherung ihrer Konzepte erkennt, auf großes Interesse stößt, sondern auch bei Schulerhaltern, SchulleiterInnen, LehrerInnen u.a. Insofern möchten wir mit dieser Ausgabe eine heterogene Bandbreite von Blickwinkeln aufzeigen und PädagogInnen, ArchitektInnen sowie LehrerInnen zu Wort kommen lassen. Kathrin Eveline Plank und Katharina Asen-Molz widmen sich den prinzipiellen Anforderungen, die eine demokratisch-inklusive Schule an räumliche Gegebenheiten stellt. Den Aspekt der inklusiven Pädagogik greift auch Christian Timo Zenke auf und begibt sich auf die Suche nach einer geeigneten Schulraumgestaltung für eine inklusive Didaktik. Als Beispiel für die innovative Gestaltung einer Lernlandschaft analysiert er die Laborschule Bielefeld, die pädagogisch und architektonisch als Vorzeigeprojekt gilt. Wolfgang Schönig und Christina Schmidtlein-Mauderer erörtern grundsätzliche Eckpfeiler der Konzeption von Schulräumen, die einer inklusiven Schule gerecht werden. Die Sicht des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau präsentieren Karin Schwarz-Viechtbauer und Brigitte Rabl. Sie zeigen u.a. die Bedeutung von Bildungseinrichtungen für die Gemeinde- und Regionalentwicklung auf, beschreiben aktuelle räumlich-pädagogische Konzepte, greifen aber auch den sensiblen und viel diskutierten Bereich des Brandschutzes auf. Die spannende Entwicklung eines Ortes, der über Monate hinweg kein Schulgebäude mehr hatte und in verstreute Ausweichquartiere übersiedeln musste, wird von Michael Zinner dargestellt. Sein Beitrag wird komplettiert durch die Darstellung der Direktorin dieser Schule, Brigitte Rechberger, die diese Zeit aus ihrer Sicht beleuchtet. Sehr eindrucksvoll schildert sie auch, wie die neuen Räumlichkeiten (Cluster) pädagogisch genutzt werden und die Schule sich zu einem echten Lebens- und Erfahrungsraum für die Kinder und Lehrpersonen entwickeln konnte. Wie mit SchülerInnen gemeinsam zum Thema Raumnutzung geforscht werden kann, davon berichtet Franz Ryznar. Besonders interessant ist hier, wie Kinder in offenen Lernsituationen den Raum und die Schulmöbel nutzen und welche Aktivitäten sie sich in dieser Zeit von den Lehrpersonen wünschen. Christine Simone Egeler widmet sich ebenfalls in einem Projekt der Zusammenarbeit von Architektin, SchülerInnen, LehrerInnen und Schulleitung und zeigt einen interessanten Weg, eine Gründerzeitschule in zeitgemäße Raumstrukturen überzuführen. Schließlich erzählt Ingrid Teufel, wie sie als Lehrerin bereits vor Jahrzehnten begann, Schulmöbel zu entwickeln, die ihren Ansprüchen an einen Unterricht gerecht werden konnten. Die Zusammenstellung dieses Bandes kann durchaus als Dialog unterschiedlicher Arbeits- und Erfahrungsfelder gesehen werden, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: Bildungsräumen eine Gestalt zu geben, in denen den Ansprüchen einer modernen Pädagogik Genüge getan und möglich werden kann, was bisher vielleicht nicht möglich gewesen ist. Katharina Rosenberger, Doris Lindner, Franz Hammerer AutorInnen Katharina Asen-Molz, M.A. arbeitet am Institut für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Passau. Ihre Forschung- und Tätigkeitsbereiche sind u.a.: Kinder mit Migrationshintergrund/DaZ, Internationalisierungsprozesse in der Lehrerbildung; Schulgründungsinitiative Karfunkel Regensburg – Eine freie Schule für ALLE e.V. DIin Arch. Christine Simone Egeler, Architektin, system. Coach und Trainerin, Moderatorin, CSR- und Nachhaltigkeitsmanagerin, M.U.T./MindfulUnintentionelTouch (Körperarbeit), Geschäftsführung pointC_holistic change, Initiatorin GanzSchönLebendig_lebens.welt.lernen/Partizipativ-ganzheitliche Gestaltung von physischen Lernumgebungen, Mitbegründerin von CoopFemaleArchitects, Vorstandsmitgliedvon [aha] HS-Prof. Mag. Dr. Franz Hammerer ist Hochschulprofessor an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems mit den Arbeitsschwerpunkten Allgemeine Didaktik, Montessori-Pädagogik, Schule und Raum; Gründungsmitglied der Plattform schulUMbau. Prof. Maga Drin Doris Lindner ist Professorin an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. Zu ihren Lehr- und Forschungsschwerpunkten zählen: Sozialisation und soziale Ungleichheit, insbesondere Migration und interkulturelle Bildung, religiöse Diversität, Kinderarmut sowie Qualitative Forschungsmethoden. Kathrin Eveline Plank arbeitet am Institut für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Passau. Ihre Forschungs- und Tätigkeitsbereiche sind: demokratisch-inklusive Schulentwicklung im internationalen Vergleich, Internationalisierung in der LehrerInnenbildung, Bildungsgerechtigkeit und Inklusion, Lern- und Bildungsraum; Schulgründungsinitiative Karfunkel Regensburg – Eine freie Schule für ALLE e.V. DIin Brigitte Rabl absolvierte ein Architekturstudium an der TU Wien. Seit 1999 Mitarbeiterin im Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS), Arbeitsschwerpunkte: Schulbau und Schulfreiräume. Autorin und Redakteurin für das Fachmagazin „Schule & Sportstätte“, Mitautorin verschiedener Publikationen zum Thema Schule; Begleitung von Beteiligungsprozessen mit Schulen; Organisation von Studienreisen zum Thema Schulbau; Gründungsmitglied der Plattform schulUMbau. VD Brigitte Rechberger, Volksschule Feldkirchen an der Donau, Schulleiterin seit 2008. Sie war maßgeblich an der Entwicklung des pädagogischen und räumlichen Konzepts für den Neubau der Volksschule Feldkirchen an der Donau beteiligt. HS-Prof. Maga Drin Katharina Rosenberger war Pflichtschullehrerin und ist nun Hochschulprofessorin an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind: Unterrichtsforschung, LehrerInnenbildung, Qualitative Forschungsmethoden Arch. DI. Franz Ryznar ist Geschäftsführer von aap.architekten, einer Bürogemeinschaft für ökologisch und sozial nachhaltige Architektur. Er ist Initiator der Plattform „schulUMbau“ und gemeinsam mit Architektin Ursula Spannberger Entwickler und Anwender der RAUM. WERTmethode. Er leitet Seminare und Lehrveranstaltungen u.a. zu den Themenbereichen „Raum/3.Pädagoge/Lernortentwicklung“. Prof. Dr. Wolfgang Schönig war Lehrer und ist seit 2000 Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Er war an verschiedenen Hochschulen in der Bundesrepublik tätig. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind die Schul- und Bildungstheorie, die Inklusion und Schulraumforschung sowie die Beratung von Schulen Christina Schmidtlein-Mauderer war fünfzehn Jahre als Grundschullehrerin, Beratungslehrerin und Montessoripädagogin tätig. Nebenbei studierte sie Schulpsychologie und übernahm eine einjährige Tätigkeit als Schulleiterin einer privaten Montessorischule. Seit 2010 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Schulpädagogik de Katholischen Universität Eichstaett-Ingolstadt, wo sie auch promoviert. Ingrid Teufel, 42 Jahre lang Lehrerin an ein- und derselben Schule. Nebenbei ist sie in der LehrerInnen-Aus- und Fortbildung tätig, aber auch Schulbuchautorin, Initiatorin der Lerngemeinschaft 15 (www.lerngemeinschaft15.at). Im Unruhestand mutierte sie zur Mitarbeiterin und Vernetzerin vieler Bildungsinitiativen (www.schule-im-aufbruch.at, www.jedeskind.org, ahakonferenz.at, u.v.m. ...) DIin Karin Schwarz-Viechtbauer absolvierte ein Architekturstudium und ist Universitätsassistentin an der TU-Wien. Freischaffende Tätigkeit in Arbeitsgemeinschaft mit dem Schwerpunkt „öffentlicher Raum“, seit1999 im Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) und seit 2009 geschäftsführende Direktorin des Instituts, Arbeitsschwerpunkte: Schulbau sowie Spiel-, Sport- und Bewegungsareale, Chefredakteurin des Fachmagazins „Schule & Sportstätte“, Mitautorin verschiedener Publikationen zum Thema Schule und Sport; Gründungsmitglied der Plattform schulUMbau. Christian Timo Zenke, Dipl. Kulturwissenschaftler: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkte: Schularchitektur und Schulraumgestaltung, Ästhetische Bildung, Bildungsreform und Reformpädagogik Dipl.-Ing. Arch. Michael Zinner ist Assistenzprofessor an der Kunstuniversität Linz. Seit 2011 Leiter der Forschungsplattform schulRAUMkultur. Mitglied der Plattform schulUMbau und der internationalen Gruppe PULS – raum und lernen entwickeln (Gründungsstadium). Zinner schreibt an seiner Dissertation schulen bilden, in der er die Systeme Schule und Architektur vor dem Hintergrund evolutionärer Theorien durchleuchtet. Unter dem Hinweis auf größere historische Zusammenhänge und anhand seiner eigenen Projekte zeigt er auf, warum partizipative und kokreative Prozesse im Schulbau „an der Zeit“ sind. Bestellen Studienverlag: schulheft 163Welche Anforderungen stellen gegenwärtige Entwicklungen im Bildungswesen an die Schulraumgestaltung? Welche räumlichen Bedingungen unterstützen pädagogische Konzepte und Organisationsformen wie die inklusive Schule, ganztägige Betreuungsformen oder ein offener, partizipativ ausgerichteter Unterricht?
Inhalt
Raum für Individualität. Raum für Gemeinschaft.Anforderungen demokratisch-inklusiver Lernsettings an die Gestaltung des Lernraums
Schularchitektur und inklusive.
Auf der Suche nach einer inklusiven Schulraumgestaltung
Schulräume – Ressourcen für die inklusive Schule
Zeitgemäße Anforderungen an Bildungseinrichtungen aus Sicht des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS)
Schultische als Gegenstand bildungswissenschaftlicher Betrachtungen
„Ich hab’ urwenig Platz wegen der Grenze!“ – Eine mikrosoziologische Analyse des Zusammenspiels von Mensch, Raum und Dingen in einer Unterrichtssituation
Ein ganzer Ort macht Schule.
Zwischennutzung in Feldkirchen an der Donau
Volksschule Feldkirchen – Lern- und Lebensqualität in neuen Räumen
WiWoLeWi – Ein Forschungsprojekt mit Kindern zur Raumnutzung im offenen Unterricht
Partizipativ-ganzheitliche Lernraumgestaltung am Beispiel der WMS Leipziger Platz
ZEIT::RAUM::REISE